O Schreck! Wieder ist plötzlich Buchmesse. Ähnlich wie Weihnachten pirscht sich das Frühlingsfest der Büchermenschen auf leisen Sohlen an, um auf den letzten Metern mit viel Tamtam und rasantem Schritt auf harmlose Social Web Ranger einzustürzen.
O Schreck! Da war doch was mit den Visitenkarten … also, vielmehr deren Fehlen. Nach meinem Umzug im vergangenen Jahr hatte ich noch keine drucken lassen. Viel Unschlüssigkeit, wie sie denn nun aussehen sollten, war im Spiel. Immerhin bin ich ja so viele … Also, keine Visitenkarten da. Und nun?
Wofür brauchen wir Visitenkarten?
Am Ende etwa einer Buchmesse oder anderen größeren Veranstaltungen finde ich mich am Schreibtisch etwas ratlos vor einem Haufen Sammelkarten wieder und versuche mich in Memory: Welcher Name gehörte zu welchem Gesicht und zu welchem Gespräch? Ich weiß, Profi-Netzwerker notieren sich auf den Visitenkarten Schlagwörter zum Thema oder Situation. Ich schaffe das nie. Entweder ist der Moment zu hektisch, die Veranstaltung zu rauschhaft – oder schlicht kein Stift unmittelbar zur Hand.
Profi-Netzwerker geben dann nach Veranstaltungen die Daten in ihr Adressbuch ein und übertragen die Schlagwörter gleich mit. Oder sie lassen das jemanden für sie machen. Wow. Ich schaue bei Bedarf bei XING oder einem anderen Social Network rein und nehme darüber Kontakt auf …
Ohne geht’s nicht
Selbst wenn wir die Kontaktdaten inzwischen (meistenteils) genauso gut woanders finden: Visitenkarten erfüllen eine wichtige Funktion: Man gibt einander etwas, man gibt einander seinen Namen – manchmal auch deshalb praktisch, weil man den Namen bei der Vorstellung nicht gleich verstand oder ihn prompt wieder vergaß.
Die Visitenkarte ohne Buchstaben, aber mit Herz
Ich erinnerte mich an eine Visitenkarte, auf der nichts stand. Wirklich nichts. Es war einfach ein schön anzufassendes Stück Papier in bunten Farben. Und ich wusste sofort, dass ich sie von Juli Gudehus bekam. Nein, ich bekam sie nicht, sondern ich habe mir dieses Stück Papier ausgesucht. Und es war das einzige seiner Art. Säße ich nicht gerade in Leipzig in meinem Buchmessedomizil, könnte ich sie fotografieren. Denn ich hüte sie wie einen Schatz.
Visitenkarten aus Eigenanfertigung
Aus der Not eine Tugend machen ist ein Hobby von mir. Also genügte ein Schubs einer hochgeschätzten Kollegenfreundin, um mir festes Papier zu besorgen und sicherheitshalber auch gleich ein paar neue Stifte. Der Plan: Während meiner sechsstündigen Zugfahrt von Köln nach Leipzig Visitenkarten kritzeln und beschriften.

Visitenkarten aus der Manufaktur Ladwig
Eigentlich wollte ich das Papier vor der Abfahrt nach Leipzig hübsch vorgeschnitten in der benachbarten Druckerei abholen. Allerdings gab’s Wetter und der Mitarbeiter der Druckerei saß noch da, wo ich erst hinwollte: in der Bahn. Nun sind die Visitenkarten auch in der Form Einzelstücke, da mit der Bastelschere sehr frei zugeschnitten.
Welche Informationen sollte eine Visitenkarte enthalten?
Meist sind sehr viele Informationen in Mini-Punkt-Schrift auf einer Visitenkarte: Logo, Name, Position / Funktion, Abteilung, Arbeitsgeber / Unternehmen, Adresse, Telefonnummer, mitunter noch Faxnummer, Mailadresse, Webadresse. Als Socialirgendwas möglicherweise noch einen oder mehrere Social Media-Accounts. Hey, QR-Code? Hat man doch jetzt? In der Folge hat man dann überladene Visitenkarten, die man nur mehr mit Lupe lesen kann. Und das alles mit der Hand schreiben?
Ich habe mich für den Namen, Mailadresse (damit hat man auch die Webadresse), Telefonnummer (und zwar eine, unter der ich auch auf der Messe erreichbar bin) und zusätzlich noch meine flavors.me-Adresse ergänzt, weil dort alle meine aktuell aktiven Accounts gebündelt sind – geschäftsfelderübergreifend. Handschriftlich.
Ob man’s lesen kann? Nun, viel schlechter als Druckschrift in 6-Punkt-Schrift wohl nicht. Ich habe den Vorteil, dass man Name in Suchmaschinen einzigartig ist und auf Anhieb alle Kontaktdaten findet. Und ich hoffe, dass sich ein breites Grinsen in das Gesicht meiner Gesprächspartner stiehlt, wenn sie ratlos vor ihrem Visitenkartenhaufen am Schreibtisch sitzen.

Visitenkritzel. Für das Grinsen danach.
P.S. “Geschafft” habe ich während der Bahnfahrt 77 Stück – jede ein liebevoll gekritzeltes und nummeriertes Einzelstück. Eine limitierte “Erstauflage”. Ich bin gespannt, wie lange sie vorhalten ;-). Ich werde alle Visitenkritzel fotografieren und bei Facebook hochladen. Jeder kann sich auf “seiner” Visitenkarte markieren. Vielleicht wird ja eine kleine Vernetzungsaktion daraus? Bin gespannt, bei wem die Visitenkritzel jeweils landen. Hashtag bei Twitter: #visitenkritzel – falls jemand sein Beutestück twittern möchte.

Gestatten? #visitenkritzel 52/77

#visitenkritzel 71/77
Die Idee ist so genial. In diesem Fall muß ich sagen, leider kennen wir uns schon *heul*. Oder ich mache bei Dir kurz auf spontanvergessen ;-).
die sind echt einmalig! die hm-katze find ich besonders zum knuffeln…
Danke für die Blümchen! … mein Name hat aber bestimmt draufgestanden, liebe Wibke, wenn auch sonst tatsächlich nichts
Die süßesten Visitenkarten überhaupt!
find ich super! Hätte ja auch eine haben können, hätte ich es nicht so eilig gehabt 😉
AWWWWWWWWWWWW!!!!