Irgendwie kommt eine Virenschleuder tatsächlich meiner Vorstellung von guter PR sehr nahe: Nämlich möglichst viele Leute mit echter Begeisterung für tolle Inhalte anzustecken. Und zwar im Social Web genauso wie im echten Leben.
(Melanie Buschkühl)
Es begab sich einst im Jahre 2011, als zwei Kollegenfreunde, Leander und Carsten, einen Preis für »ansteckendes Marketing« in der Buchbranche ins Leben riefen. Inspiriert von Melanie, damalsTerzio-Verlag, fand sich auch der passende Name: Virenschleuder-Preis. Damals schickte ich als eine der ersten Nominierungen meine im März 2011 frisch gelaunchte Wortweide ins Rennen …
Seitdem ist der Virenschleuderpreis eine Institution und die Verleihung auf der Frankfurter Buchmesse ein fester Termin im Kalender von Büchermenschen, die einen mehr oder weniger geregelten Zweitwohnsitz in Digitalien haben. Im letzten Jahr moderierte ich gemeinsam mit Leander und durfte in der Jury meine Stimme für die Preisträger abgeben. Ersteres war ein großer Spaß, die Wahl hingegen fiel schwer.
Im Gegensatz zu vielen anderen Preisen zählt übrigens nicht nur die Stimme der Jury. Mit einem Online-Voting kann jeder mitbestimmen, welche Delinquenten in die engere Wahl kommen. Und das Schöne ist: man kann jedem Nominierten eine Stimme geben, also auch mehreren Ideen, Projekten oder Menschen. Der Jury obliegt dann am Schluß die schwere Wahl aus der Shortlist. Die Kriterien für eine ordentliche Virenschleuder sind offen kommuniziert:
Aus den Shortlists wird dann jeweils ein Preisträger von unserer Jury nach diesen Kriterien ausgewählt:
- Kategorie “Maßnahme/Strategie”: Hier geht es darum, ob die Maßnahme/Strategie erfolgreich war, d.h. ob die formulierte Zielsetzung möglichst effizient erreicht worden ist (Ressourcen-Input vs. -Output).
- Kategorie “Idee”: Hier geht es darum, wie neu, originell oder sogar stilprägend und zudem wie zielgruppengeeignet der nominierte Ansatz ist.
- Kategorie “Persönlichkeit”: Hier gilt es unsere Jury zu überzeugen, dass die nominierte Person im letzten Jahr durch ihren Einsatz besonders viel bewegt und bewirkt hat – dass andere durch sie Feuer gefangen haben.
Nominieren, voten und feiern
Momentan finden sich schon wunderbare Möglichkeiten zum Voten unter den Nominierungen: ob die Pinakotheken mit ihrer fabelhaften Aktion #myRembrandt oder die Buchhandlung Lessing und Kompanie mit ihrer Fotoaktion “Kunden und ihre Lieblingsbücher” oder Stefanie Leo mit ihrem #bookupDE.
Neben der Auszeichnung von Menschen, Ideen und Projekten geht es Leander Wattig auch um das Sichtbarmachen von Engagement und Kreativität in der Buchbranche. Leander selbst schafft mit verschiedenen Vernetzungsinitiativen wie Was mit Büchern oder Pub’n’Pub immer wieder Möglichkeit zum Austausch und Wissenstransfer. Er ist also selbst die personifizierte Virenschleuder ;-).

Mit Leander beim Recruiting-Event “Talents meet Bertelsmann” 2013. (Foto: Leander Wattig)
In diesem Jahr kann ich selbst also munter herumklicken und völlig parteiisch sein. Ich bin nicht in der Jury. Ich moderiere diesmal auch nicht. Und dann das … An dem Tag nahm ich fröhlich mit Adrian Richter einen Vodcast in meiner Küche auf. Wir schnibbelten, quasselten und dann entdeckte ich zufällig, dass Ute Vogel mich klammheimlich nominiert hat. Waaah! Nach dem ersten Schrecken habe ich mich einfach nur gefreut, insbesondere über den herzlichen Nominierungstext.
Kritik lässt sich oftmals leichter annehmen, aber zustimmende oder gar lobende Worte tun letztlich einfach wohl und motivieren.
»Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen.« (Johann Nepomuk Nestroy)
Mir liegt es von jeher am Herzen, andere im Social Web zu ermutigen und kreative Projekte, die mich selbst begeistern, zu verbreiten. Es geht mir darum, Kultur im digitalen Raum Präsenz zu verschaffen. In den Medien und im öffentlichen Raum ist mir das gefühlt zu wenig. Ich bin überzeugt davon, dass unserer Gesellschaft just in diesen Tagen der Kultur bedarf. Wie sich unsere Arbeitswelt, die Wirtschaft und die politische Lage entwickeln werden, ist unabsehbar und scheint unsicherer denn je.
Für die Gegenwart, in der wir in jedem Augenblick unsere Zukunft gestalten, brauchen wir Vorstellungskraft und das Vermögen, uns in andere Menschen und Situationen hineinzuversetzen und uns mit den Werten anderer auseinanderzusetzen. Wie und wo lernt man das, wenn nicht durch Kunst und Kultur?
Mit meinem “Beitritt” zur Buchbranche durch den Beginn einer Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin vor nunmehr fast 17 Jahren hatte ich quasi professionalisiert, was mich ohnehin umtrieb: die Liebe zu Bücher, dem Büchermachen, dem Lesen und dem Ansammeln von gut gemachten Büchern. Inzwischen verstehe ich mich als Buchkultur- und Kulturbotschafterin im Social Web. Mein Anliegen ist, durchaus einen Virus zu verbreiten: nämlich den Virus, selbst den digitalen Raum kreativ und mit Eigensinn zu nutzen. Eigene Geschichten zu erzählen, ob mit Bildern, Worter, Filmen oder Mashups und andere die Welt mit neuen oder anderen Augen sehen zu lassen.
Schaut Euch die Menschen, Ideen und Projekte dort an und hinterlasst viele Likes. Jedes einzelne ist ein Schulterklopfen und eine Ermutigung, weiterzumachen. Schulterklopft famose Menschen wie Zoë, Nikola oder Annelie, die wunderbare und viel sichtbarere Projekte machen als ich, die gerade mehr hinter den Kulissen mit Seminaren und Coachings räumt.
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