Es ist Indiebookday im Jahr 2020.

Mein Lieblingsbild zum Tag mit einer Illustration von Guglielmo Manenti, gepostet von Andrea Schmidt. Übrigens eine der Verleger:innen des Verlagshaus Berlin, wo es mehr von Guglielmo Manenti gibt.
Kein Indiebookday wie in den sieben Jahren bisher.
Mir selbst schwirrt in diesen Zeiten von Corona der Kopf. Es fällt mir schwer, mich auf ein Buch, auf einen Roman oder auf ein Sachbuch zu konzentrieren. Was mir hilft? Lyrik. Gedichte. Poesie.
Ich finde, dass es vielleicht nie wichtiger war, sich zu poetisieren. Lyrik öffnet Räume, in denen man sich, der Welt und der Sprache begegnen kann. Lyrik kann beschwichtigen, aufwühlen, trösten, erheitern oder alle Melancholie, alle Trauer, allen Zorn auf die Welt und das Leben beschwören. Das ist gut, denn man kommt mit seinen Gefühlen in Kontakt und kann seinen Gedanken einen anderen Rhythmus, einen anderen Ausdruck, einen anderen Sound geben.
Poetisiert Euch!
Kauft Lyrik aus unabhängigen Verlagen, von unabhängigen Autor:innen und bestellt sie bei unabhängigen Buchhandlungen.
Mir kommt es so vor, als brauchten wir die unabhängigen Geister nun und bald mehr als jemals zuvor. Denn sie sind es, die es gewöhnt sind, zu improvisieren, kreative Ideen zu haben, das Wesentliche im Miteinander aufzuspüren. Und dem eine Sprache und Präsenz zu geben.
Lyrik als Modus.
Das lebt das sehr verehrte Verlagshaus Berlin. Deren Parole Poetisiert euch mein Mantra ist, meine Losung Tag für Tag.
Indiebookday, also.
2013 setzten die guten Leute vom mairisch Verlag ihre Idee kurzerhand in die Tat um. Nun ist die Definition, was denn nun ein unabhängiger Verlag ist, gar nicht so einfach. Ich versuchte vor einigen Jahren, hier im Blog dabei ein wenig zu helfen. Wenn ich mir die Liste ansehe, weiß ich gar nicht, ob alle dieser Verlage es nach 2020 geschafft haben. Denn gerade die kleinen Verlage erlebten in den letzten Jahren in finanzieller Hinsicht unverschuldet ein Fiasko nach dem anderen.
Und dabei macht oft das Programm der unabhängigen Verlage die Reise in die Literatur erst zu dem, was sie abseits von ausgewiesenen Routen und von „Reiseführer:innen” aka Feuilleton oder Blogger:innen sein kann: Eine Reise in die Vielfalt und den Eigensinn in der Welt, ob der Welt um den Menschen herum oder der Welt in ihm und meist genau an dieser Verbindungsstelle.
Gar nicht mal so wenige nun berühmte und in Publikumksverlagen untergebrachte Autor:innen haben ihre ersten Bücher in unabhängigen Verlagen veröffentlicht. Da wird weniger ein Markt bedient, sondern da zählt die eigene Überzeugung, eine Mixtur aus intelligentem Starrsinn und feinem Gespür.
Die unabhängigen Verlage vermögen zu improvisieren. Die Leipziger Buchmesse ist abgesagt. Die Buchhandlungen sind “closed, but open” (geschlossen, aber man kann bei vielen Buchläden weiterhin Bücher bestellen – sie werden geliefert). Voland & Quist macht es vor und verkündet den Zweiten Frühling. Ich werde gleich erstmal im Buchladen meines Vertrauens das neue Buch mit Essays, Reden, Geschichten und natürlich Gedichten von Nora Gomringer bestellen. Texte, die mich in andere Gedanken entführen. Und an deren Ende ich mir vielleicht neu begegne.
So Ihr es nicht sowieso schon längst tut:
Nutzt diesen Indiebookday als Anlass, Euch mal in diesen Kosmos der unabhängigen Verlage, ihrer Bücher und ihrer Menschen zu begeben.
Ich sage: Ihr werdet es nicht bereuen.