Er ist kaum mehr wegzudenken: der Indiebookday. Zum ersten Mal fand er 2013 statt und war gleich ein voller Erfolg. Auch diesmal, am Samstag, den 21. März 2015, finden wieder in engagierten Buchhandlungen Aktionen zum Tag statt und das Social Web wird sich wieder mit Fotos von wunderbaren Büchern aus nicht minder wunderbaren Verlagen füllen.
Wie in den beiden Jahren zuvor plöppt zuverlässig die Frage auf, was denn nun eigentlich ein unabhängiger, junger oder Indie-Verlag ist. Jau. So einfach ist diese Frage nicht zu beantworten. Zunächst mal sind es Verlage, die keinem Konzern wie Bertelsmann, Holtzbrink, Bonnier o.ä. angehören.
Zwar gibt es die Kurt-Wolff-Stiftung, die Kriterien für unabhängige Verlage aufstellt. Diese habe ich im Beitrag im Vorjahr aufgelistet: Was ist denn nun ein unabhängiger Verlag? Allerdings gibt es noch viele, viele weitere junge, kleine und unabhängige Verlage, die mit Liebe und Hingabe Bücher machen. Ob Lyrik, Romane, Sachbücher, Kochbücher oder auch Fachbücher. Auch die noch sehr jungen, aber nicht minder engagierten Ebook-Verlage zählen dazu.
Drüben in dem Beitrag vom letzten Jahr findet Ihr eine Liste und auch in den Kommentaren weitere Ergänzungen von Verlagen, die Ihr (nicht nur) am Indiebookday unterstützen könnt. Das Fabelhafte daran sind die Entdeckungen, die man macht. Denn oftmals sind es ausgesprochen schön ausgestattete oder, auch digital, liebevoll hergestellte Bücher. Gut tut also, wer den Indiebookday als kleines Abenteuer begreift und sich auf Forschungsreise in vielleicht noch unbekannte Gefilde aufmacht.
Warum sollte ich eigentlich beim Indiebookday mitmachen?
Wir haben in Deutschland tatsächlich einen weltweit einzigartigen Buchmarkt. Durch die Preisbindung wird gewährleistet, dass jedes neue Buch überall denselben Preis kostet, ob man es nun im kleinen Buchladen um die Ecke bestellt, oder online, im Baumarkt oder in einem Buchkaufhaus. Dieses System ermöglicht den Verlagen und auch den Buchhandlungen, Vielfalt in ihr Programm oder Sortiment zu bringen. Wenn Bücher nur mehr nach Masse verkauft würden, wären Bestseller möglicherweise billiger, aber seltener gefragte Bücher wären sehr viel teurer oder gar nicht mehr möglich.
Wusstet Ihr, dass Bücher bei uns einen ähnlichen Stellenwert wie Medizin haben? Nun gibt es Bücher nicht auf Rezept (eigentlich unverständlich, jeder weiß doch, dass Lesen hilft), aber fast jedes Buch kann man in Buchhandlungen von einem auf den anderen Tag bestellen. Ein vergleichbares System haben in Deutschland nur die Apotheken. Ich mag den Gedanken, dass Bücher bei uns ein wenig auch als Medikament gelten.
Unabhängige, junge und kleine Verlage machen Bücher weniger am Markt orientiert, sondern Bücher aus Überzeugung. Konzernverlage funktionieren anders, müssen sie sogar. Und es tut allen gut, dass wir keine Monokultur haben.
Unsere Kultur, unsere Gesellschaft, braucht Vielfalt. Und dazu gehören die Verlage und Autoren, die ausprobieren, eigensinnig sind, sogar widerständig. Und uns Lesern tut es gut, wenn wir nicht nur Bücher haben können, die nach unserem Lesegeschmack geschneidert werden, sondern die eine Auseinandersetzung und einen anderen Blick erfordern.
Nebenbei kann man beim Indiebookday auch engagierte Buchläden unterstützen, die Buchhändlerinnen und Buchhändler, die mit viel Herzblut ihr Sortiment zusammenstellen und sich selbst für die Vielfalt bei Büchern, Autoren und Verlagen begeistern können. Ja, ich weiß, eine solche Buchhandlung hat nicht jeder gleich um die Ecke. Bei vielen dieser Buchläden kann man übrigens auch online bestellen. Das geht.
Und: es macht Spaß, neue Bücher, Autoren oder Verlage für sich zu entdecken oder seinem Autor oder Verlag hinterherzulesen. Also dann! Es geht darum, Haltung zu zeigen. Selten ist es so einfach wie am Indiebookday.
So könnt Ihr mitmachen (Anleitung vom Indiebookday übernommen):
Geht am 21.03.2015 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet. Wichtig ist nur: Es sollte aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag stammen.
Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Google+) oder einem Blog Eurer Wahl mit “#Indiebookday”. Wenn Ihr die Aktion gut findet, erzählt davon.
Mein Herz pocht gerade sehr für die eigenwilligen Lyrikverlage, wie das Verlagshaus J. Frank (poetisiert euch!), aber auch Edition Azur (Uns bleibt die Poesie. #hach), die Edition Korrespondenzen (Dem Wort einen Ort schaffen) oder Brüterich Press (Schwierige Lyrik zu einem sehr hohen Preis). Mit den vier Verlagen unternahm ich auf der Leipziger Buchmesse unlängst die Expedition Lyrik, was ein herrliches Erlebnis war. Das sind vermutlich Bücher, die in den Buchhandlungen selten zu finden sein werden. Aber man darf durchaus auch nach dem Indiebookday noch Indie kaufen!
Und natürlich empfehle ich von Herzen gern die Buchhandlung meines Vertrauens, den Buchladen Neusser Straße in Köln-Nippes. Dort findet am Indiebookday übrigens ein BookupDE statt, ein Treffen von twitternden, instagramenden oder sonstwie ins Internet schreibenden Menschen mit Sinn fürs Buch.
P.S. Amüsant ist dieses Interview mit mairisch-Verleger und Indiebookday-Initiator Daniel Beskos im Deutschlandfunk, weil der Moderator doch etwas irritiert ist, dass Daniel das Internet gar nicht so böse findet und dass man auch mit einem kleinen Verlag leben kann. Hihi.
Alle Infos zum Indiebookday: http://www.indiebookday.de/
Artikel von 2014 mit der Liste der Verlage: https://www.sinnundverstand.net/2014/02/13/indiebookday-zum-zweiten-festtag-fur-bucher-aus-unabhangigen-verlagen/
Düstere Geschichten helfen Depressiven: Bibliotherapie http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/bibliotherapie-duestere-geschichten-helfen-depressiven-13483460.html
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