Hin und wieder stelle ich hier im Blog bemerkenswerte Menschen und Projekte vor. Diesmal habe ich Felix Wegener peinlich befragt. Felix arbeitet als Onliner in einem Münchener Verlag. Wir kennen uns schon eine ganze Weile, zumindest digital. Zum ersten Mal getroffen haben wir uns, wenn ich das richtig erinnere, beim stARTcamp München im Frühling 2013.
Ich wollte von ihm wissen, was er persönlich an Social Media schätzt, wie er da eigentlich hineingeraten ist, was er Einsteigern empfiehlt, welche Möglichkeiten er für einen Verlag in Social Media sieht und wie die idealen Bedingungen für Social Media im Verlag wären. Außerdem plant er da offenbar einige bemerkenswerte Dinge, um Online und Offline miteinander zu verknüpfen. Da horche ich natürlich auf.
Felix, bitte stell’ Dich mit ein paar Sätzen vor: wer bist Du, was machst Du, was hast Du vorher gemacht, was magst Du, wo bist Du gern, wie sieht heute Dein Tag aus?
Ich bin im Verlag arsEdition zuständig für Online Marketing und Social Media. In den Untiefen der Buchbranche bin ich seit 2001, angefangen hat alles mit einer Ausbildung zum Buchhändler in der Firma Bücher Pustet. Über verschiedene Stationen (Bloomsbury, London, Bookshop Hatchards, Piper Verlag und Verlag Antje Kunstmann) im In- und Ausland führte mich mein Weg letztendlich in die Verlagswelt.
Im Oktober launche ich mein neues Blog www.viawegener.de und ansonsten findet man mich unter den Hashtags #mangiare #myNOTES und (fast neu) #digitaltransport. [Und bei Twitter.]
Was schätzt Du persönlich an Social Media? Und wie bist Du überhaupt da hineingeraten?
Ich muss das Pferd von hinten aufzäumen. Der Sog des Social Networking hatte mich lange Zeit nicht erreicht. Als Buchhändler gab es für mich nur zwei Aufgaben – Lesen und Bilden. 2006 durfte ich in der Presseabteilung des Berlin Verlags ein Volontariat absolvieren und lernte dort Jakob Meiner kennen. Trotz verschiedener Stationen verloren wir uns nie aus den Augen und telefonierten abends öfters von Büro zu Büro. Das Thema war stets Online/Social Media. Durch den Kollegen Meiner angespornt nahm ich den steinigen Weg in den digitalen Raum.
So bin ich da hineingeraten. Und der Sog war und ist stark. Das große Vernetzen begann. Wohl eine der wundervollsten Vorgänge des Social Media – Vernetzen, Kontakten, sich anfreunden und ins Gespräch kommen. Lesen und Bilden geht übrigens auch digital.
Welche Möglichkeiten siehst Du für Verlage generell in Social Media, und wo siehst Du (noch) Grenzen?
Social Media ist mittlerweile in vielen Verlagen ein fester Bestandteil. Die Höhe des Stellenwertes ist eine andere Frage. Die für mich existenzielle Frage ist die nach dem Transport: wie schaffe ich es, meine analogen Inhalte ins Digitale zu transportieren? Und dabei möglichst viele Leser, egal ob digital oder print, zufrieden zustellen.
Mit dem Inhalt selbst, mit Zusatzmaterialien wie Leseproben, Videos, Aktionen mit Autoren, etc. Für diesen Transport sind die Sozialen Netzwerke nahezu perfekt: Ich bin dem Leser sehr nah, erreiche Ihn/Sie kontinuierlich und das auf kreative Art und Weise. Dieses Potenzial gilt es als Verlag zu erkennen und dann entsprechend der Möglichkeiten zu fördern. Die ganz große Schule ist die Einbindung des Verlages – über die Stelle des Online Marketing Managers hinaus, als Teil der Community im Netz und nicht nur ein einsamer Eremit.
Der klassische 9-to-5-Job existiert meiner Einschätzung nach im Bereich Social Media nicht mehr. Dadurch, dass die meisten auch privat Netzwerken und den Austausch suchen, kommt es automatisch zu Überschneidungen. Somit profitiert der Arbeitgeber natürlich von der Einstellung des Arbeitnehmers. Wenn auch oft ungewollt!
Ein Ideal kann man hier schlecht beschreiben. Ich glaube mit dem nötigen Rückhalt und Verständnis und Wissen um die Thematik kann dort eine wunderbare Synergie entstehen. Habe ich schon erwähnt das Print- und Online-Werbung unfassbar gut miteinander harmonieren?

#myNotes bei Instagram
Wie setzt Ihr Social Media für MyNotes ein – und warum eigentlich?
Mitte diesen Jahres haben wir im Bereich Geschenkbuch eine Notizbuchreihe auf den Markt gebracht: die myNOTES. Nach langer Marktanalyse über verschiedenste Zielgruppen wurde das Konzept erfolgreich verabschiedet und im Juli die ersten Ausgaben veröffentlicht.
Die Idee hinter unseren Online-Maßnahmen ist relativ schnell erklärt. Es geht wieder um den Transport. Ein Notizbuch ist ein leeres Buch. Mit einem Roman oder einem Sachbuch kann ich meine bereits vorhandenen Inhalte benützen, um Storytelling zu betreiben, um spannenden Content und somit Aufmerksamkeit für das Buch und für den Leser zu schaffen. Doch was wäre, wenn wir nur das leere Buch liefern, ganz ohne Inhalt?
Wir versuchen auf kreative Art und Weise gemeinsam mit dem Leser, Käufer und Buchliebhaber Beispiele für einen möglichen Inhalt zu erschaffen. „So bunt wie das Leben, so vielseitig wie Du“ ist das Motto der Notizbuchreihe. Auf dem frisch gelaunchten Blog myNOTES gibt es bereits einige Beiträge und Anregungen. Dort ist auch unter anderem ein Tag unseres Verlegers skizziert.
Die tägliche Notiz ist für viele etwas besonders, oft gar existenziell. Der Gedanke, der spontane Einfall muss einfach niedergeschrieben werden. Der klassische Einkaufszettel findet dort seinen Platz, oder sogar ein Rezept. Viele Blogger nützen Notizbücher, um Ihre Blogideen und Konzepte zu skizzieren. Ist das nicht der vollkommene Transport? Vom geschriebenen Wort aus einem Notizbuch auf das Blog ins digitale Netz. Unfassbar schön.
Die Aktion soll den Aspekt der Notiz hervorheben und unterstreichen. Für mich selbst, der noch sehr viel per Hand notiert, ein sehr persönliches Unterfangen. Im Netz stoßen wir auf reges Interesse. Das freut uns sehr und bestätigt den Gedanken, gemeinsam etwas erarbeiten zu wollen.
Ein kleiner Buchtipp für Notiz-Fans: Jean Paul – Ideen-Gewimmel (Andere Bibliothek)

Spaß mit #myNotes beim stARTcamp München 2014
Was haben die Leute davon, Euch und #myNotes in Social Media zu verfolgen?
Eine der ersten Maßnahmen war es, einen Hashtag zu etablieren, um mit den Lesern die Aktion im Netz zu verfolgen. Via #myNOTES kann man auf den Social Media Plattformen Facebook, Twitter und Instagram ( plus Pinterest-Board) des Verlags die einzelnen Beiträge und das gesamte Storytelling erfassen.
Auf der Blogseite #myNOTES haben wir die Feeds ebenso abgebildet. Die zweite Idee war es, für Veranstaltungen eine Art Printtwitter ins Leben zu rufen. Wir haben kleine, blaue Blöcke inklusive Hashtags gedruckt, auf Veranstaltungen verteilt und einigen befreundeten Bloggern zu Verfügung gestellt. Unter #myNOTES zu sehen.
Wir planen des weiteren für jede myNOTES Ausgabe eine Musik-Playlist via Spotify hinzu zufügen [Anmerkung der Gesprächspartnerin: Cooool!]. Es geht einfach darum den Lesern Inspiration zu liefern, sie anzuregen. Via Instagram starten wir heute, am 4. September, eine Challenge über einen Monat. Es geht um die Lieblingsnotiz, den Lieblingsplatz zum Notieren, etc. … Die Notiz als kleines Teilchen unserer gemeinsamen Community.
Auf der Frankfurter Buchmesse werden wir großflächig unsere blauen Blöcke verteilen und die Tweets auf einer Leinwand/TV-Screen via Feed einbauen. Um hoffentlich viele Notizen, Gedanken und Ideen der Besucher zu lesen. Ich freue mich dort viele Blogger Relations zu intensivieren und neue Gesichter des digitalen Raums kennenzulernen um sich gemeinsam über Ideen auszutauschen.
Deine Empfehlung für Einsteiger in Social Media?
Für alle Neulinge im Netz habe ich meine persönlichen drei Stichpunkte: Vernetzen, Vernetzen, Vernetzen.
Na gut, vier: Spaß haben. Helfen können da übrigens die sogenannten stARTcamps. Auf den thematisch geführten Barcamps kann man vielen interessanten Vorträgen, Diskussionen und Missionen aus der digitalen Welt lauschen.
Buchtipp: All you tweet is love (Kulturkonsorten).
Vielen Dank!
Ich bedanke mich herzlich bei Felix. Hier gibt es übrigens einen kleinen Film über #myNotes. Und ich habe eine kleine Reise mit #myNotes und einige Gedanken zu Kritzelbüchern dokumentiert.

Kommunikation mit #myNotes -Notizzetteln bei Instagram
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