Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus, mir eins der heiß begehrten Tickets fürs weltweit erste Barcamp zu Foursquare, das #4sqcamp, zu sichern. Denn eigentlich gehöre ich zu den eher sporadischen Nutzern, und zu den Nutznießern, die in fremden Städten nach Einkehrmöglichkeiten suchen. Bei Lieblingsorten checke ich gern ein, um meine Reviermarke zu hinterlassen. Aber sonst?
Foursquare, das ist ein sogenannter »Location Based Service«: Nutzer der App können bei Orten oder Veranstaltungen einchecken, sich mit anderen Nutzern vernetzen (Freunde), diesen Check-in öffentlich oder mit Freunden teilen, Listen mit Orten anlegen (für sich und als Service für andere) und Tipps für andere hinterlassen. Wer die App nutzt, kann sehen, welche Orte bei Freunden beliebt sind und wo es etwa das nächste Café gibt. Unternehmen können für Foursquare-Nutzer Specials anbieten.
Das Dortmunder U, Zentrum für Kunst und Kreativität, wo das Barcamp stattfand, gewährt beispielsweise jedem, der dort eincheckt, 50% Nachlass auf den Eintritt. Und hat überdies viel vor, wie in einer Session über digitale Orte von Markus Kucborski und Jasmin Vogel, Marketing-Chefin des U, zu erfahren war.
Interessanterweise bietet Foursquare damit eine bemerkenswerte Verknüpfung von On- und Offline, die aber in Deutschland noch weitestgehend ungenutzt ist. Die Nutzerzahl hält sich in Grenzen, wenngleich gerade aus Unternehmenssicht die »Heavy User« mit großer Reichweite im Internet interessant sind, die gern und glaubwürdig Empfehlungen aussprechen.
Ich war leider nur am zweiten Tag beim #4sqcamp und musste auch noch etwas früher wieder weg. Dafür nahm ich Inspiration und einen frischen Blick auf die Möglichkeiten von Foursquare mit. Nebenbei war es auch schön, einige vertraute Gesichter wiederzusehen und neue Menschen kennenzulernen. Es war eine sehr gute Mischung aus Anwendern und Entwicklern, Mitarbeitern aus Unternehmen und »Einzeltätern«. Die Organisation war top, die Verpflegung auch, die Location ohnehin sensationell.
iBeacon: Lokalisierung im Raum
In der Session mit Gerhard Schröder aka PadLive ging es um iBeacon, ein von Apple entwickelter, aber nicht auf Apple beschränkter Standard nach Leuchtturm-Prinzip, der die Navigation innerhalb von Räumen verbessern soll. Rasch fielen uns in der munteren Austauschrunde auch Ideen für Museen, Bibliotheken und den Buchhandel ein – nicht ohne Datenschutzdiskussion. Hierfür sind wir wohl mittlerweile alle sensibilisierter als noch vor ein, zwei Jahren.
Henne-Ei: Lässt sich Foursquare bekannter machen?
Danach war ich in der Session von Doris Schuppe zum Henne-Ei-Problem: Unternehmen verzichten auf Foursquare wegen der fehlenden Nutzer, für Nutzer ist Foursquare nicht attraktiv, weil es kaum Specials von Unternehmen gibt. Aber was ist eigentlich an Foursquare interessant, für beide Seiten? Ich nehme an, dass Doris dazu noch bloggen wird, weshalb ich nicht allzuviel vorwegnehmen möchte. Es war ein feiner Austausch und prompt kamen wir auch auf zwei sehr konkrete Ideen, wie wir den Nutzen und den Reiz von Foursquare in die digitale Welt tragen können: #my4sqlist und #my4sqstory. Soviel sei immerhin verraten.

Teil der Ausstellung Moving Plot – Moving People
Für mich gab es dann noch einige sehr schöne Gespräche und ein beseelter Gang durch die famose Ausstellung Moving Plot, bevor ich wieder nach Köln zurückfuhr. Ich habe noch am selben Tag einen Schwung Tipps für Lieblingsorte geschrieben und meine Liste mit Lieblingen im Kölner Norden weitergeführt. Und da ich selbst Tipps von Freunden sehr schätze und gern nutze, habe ich mir vorgenommen, selbst in dieser Hinsicht aktiver zu werden.
Moment mal, ist Foursquare nicht tot?
Ob Foursquare sich als Empfehlungsdienst mit Mehrwert jemals auch in der Breite durchsetzen wird? Wer weiß. Mit Prognosen tue ich mich in Social Media schwer. Alle vier Wochen ist ohnehin irgendwer tot: Blog, Twitter, Facebook, Instagram, Google+, Foursquare. Im Zweifel Social Media komplett. Auf mich macht das alles immer noch einen höchst lebendigen Eindruck. Und jetzt checke ich erstmal hier im Büro ein. Ich sollte ein Special anlegen, damit ich das nicht immer vergesse.
P.S. @SimSullen macht übrigens wunderbare Fotos. Das komplette Flickr-Album gibt’s hier.
P.P.S. Es wurde schon munter gebloggt, zum Beispiel
Nicole Hundertmark / Gastro im Netz (Rückblick auf Tag 1)
Petra Woersching von der Internationalen Jugendbibliothek als selbsterklärter Foursquare-Newbie
Weitere Links zu Blogbeiträgen sammeln sich gerade auf der Eventseite bei Facebook.
UND JETZT: Musik!
Und auf bald, liebes Dortmunder U. Spätestens zum stARTcamp Ruhr York am 14.-15.06.2014.
danke für die lobende erwähnung. und der titel ist exzellent gewählt. 😉
“Und jetzt checke ich erstmal hier im Büro ein. Ich sollte ein Special anlegen, damit ich das nicht immer vergesse.”
🙂
Aber dann bitte jedes Mal aufs Neue überrascht sein: “Oh, ein Special! Für mich? Toller Laden!”
Und jedes, wirklich jedes Mal die Überraschung twittern! 😀
Hey, Danke fürs Verlinken. Die Session war aber an Tag 2. 😉
Hoppla. Das ändere ich dann natürlich :).
Vielen Dank für Deine Zusammenfassung zum #4sqcamp, liebe Wibke!
Was ich besonders interessant finde, ist die Sache mit iBeacon.
Mir ist gleich die Idee gekommen, dass man das auch für Menschen und
den Informationsaustausch, in erster Linie den initialen Kontakt nutzen könnte.
Und zwar auf sehr vielfältige Art und Weise.
– Habt Ihr sowas auch diskutiert?
Folgende Situation:
Ich besuche ein BarCamp, eine beliebige Konferenz oder eine Veranstaltung wie die Social Media Night Karlsruhe. 100 Leute erscheinen bei der letzteren. Nach den Vorträgen möchte ich mich im Rahmen des Get-Together mit unterschiedlichen Menschen über verschiedene Themen austauschen. Zuvor hatte ich mich schon mit einigen Themen befasst, bin gerne bereit, Wissen weiterzugeben und/oder neues Wissen von anderen Teilnehmern zu erwerben. Viele der Teilnehmer kenne ich bereits virtuell und würde nun gerne einer Diskussion oder einer Begegnung einen realen Bezug geben. Doch vor lauter Teilnehmern und aufgrund der Kürze der verbleibenden Zeit fällt es mir schwer, “Meine” Personen und Themen zu finden.
Die Konsequenz: Genau wie Produkte in einem Warenhaus oder Bücher in einer Bibliothek könnten (in Abhängigkeit von Verfügbarkeit, Preis, Einfachheit der Programmierung) auch Menschen mit solchen Low-Energy-Bluetooth Sendern ausgestattet sein. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass man die Begegnungserfahrung über 3 verschiedene Distanzen, 50 cm, 2 m und 30 m, ausgestalten kann. Im einfachsten Fall programmiere ich meinen Sender in der Kategorie 30 m mit meinem Namen und/oder meinem Thema bzw. meinen Themen. Und schon können mich Teilnehmer der Social Media Night Karlsruhe (beispielhaft) entsprechend ihrer Interessen – insofern sie die die geeignete App auf ihrem Smartphone nutzen – gezielt auf mich zugehen und ansprechen.
Datenschutz ist hier natürlich ein wichtiges Thema. Finde die Idee aber grundsätzlich witzig und spannend.
Ja, Michael, darüber haben wir auch gesprochen. Das wäre in der Tat praktisch. Problematisch ist das “vor lauter Teilnehmern”. Denn so fein wird die Lokalisierung möglicherweise erstmal gar nicht sein können. Vielleicht ist das Google Glasses mit Gesichtserkennung demnächst schneller.
Stimmt. Aber man wüsste in der Kat. 30 m zumindest, ob eine Person und/oder ein Thema bei der Veranstaltung anwesend ist. Und dann nach dem Prinzip des Topfschlagens: Wärmer … kälter … 😉