Der allerschlimmste Faux-pas im Social Web ist ja, eine Verlosung anzukündigen – und sie dann zu verschusseln. Ich habe das hiermit mal für alle vorgemacht. Bitte, gern geschehen.
Das Gewinnspiel war an die Frage geknüpft: »Wenn Sie einen Knigge für Social Media verfassen würden, welche drei Punkte dürften darin nicht fehlen?«
Ich freue mich über die fabelhafte Resonanz und bedanke mich bei allen, die mitgemacht haben! Einige Punkte habe ich herausgezupft. Alle Beiträge sind lesbar in den Kommentaren hier: Ein Buch über Social Media? Noch normal, schlicht oldschool oder schon verrückt?
Missionare unerwünscht
Du sollst nicht missionieren. (Gudrun Hopf)
Nichts gegen eine sachliche Diskussion, bei der unterschiedliche Positionen beleuchtet werden! Zermürbend sind missionarische Belehrungen, die keine anderen Meinungen zulassen als die eigene. Menschen haben unterschiedlichen Ansichten und Haltungen. Es kann bereichernd sein, sich darüber auszutauschen.
Social Media ist kein Maskenball
Verwende nach Möglichkeit Deinen richtigen Namen – es ist höflicher und netter, Menschen zu zweigen, mit wem sie reden. (Dagmar)
Schreibe unter eigenem Namen. Wenn Du aus irgendwelchen Gründen nicht unter eigenem Namen schreibst, schreibe nur Sachen, die Du auch mit Deinem eigenen Namen vertreten kannst. (Sabine Kahl)
Schreibe mit Klarnamen, das ist höflich und unterstützt Deine Glaubwürdigkeit und die Deines Anliegens. (Romy Mlinzk)
Würden Sie sich eine Papiertüte über den Kopf ziehen, wenn Sie auf eine Messe, in einen Laden oder in die Kneipe gehen? Und wenn sie jemand fragte, geheimnisvoll unter der Papiertüte lächeln und mit “Jessi Ca Lolli Pop” antworten? Es gibt sicher Situationen, in denen das sogar lustig ist oder auch sinnvoll. Wenn man Social Media unternehmerisch nutzen möchte, verhindert die Verschleierung der eigenen Identität allerdings den Aufbau von soliden, vertrauensvollen Beziehungen zu anderen Menschen.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?
Sei nicht wie die Oma am Fenster, die immer nur guckt, was auf der Straße los ist: Social Media lebt von Interaktion, von Kommentaren, vom Teilen. (Dagmar)
Schreibe und beteilige Dich, aber denke dabei an die Leser. Was haben die Leser von dem, was du gerade schreibst? Manchmal kann es auch gut sein, einfach mal nichts zu schreiben. Aber zeige es, wenn Dir etwas gefällt. (Sabine Kahl)
Trau dich, mitzumachen und mitzudiskutieren. Die anderen beißen nicht, und jeder hat mal angefangen. Du hast die Chance, selber etwas zu bewegen! (Inga von Thomsen)
Freu dich mit anderen. (Tristan Schwennsen)
Aber auch: Kritisiere nicht ungefragt darauflos. Frage, ob jemand Feedback möchte. Und dann bitte konstruktiv. (Kati Schmitt-Stuhlträger)
Social Media lebt durch Gespräche – und für Gespräche braucht immer mindestens zwei Gesprächspartner. Selbstgespräche zu verfolgen kann durchaus amüsant sein. Aber auf Dauer ist es doch recht einseitig bis enttäuschend, wenn man sich mit niemandem austauschen kann. Selbst wenn die Anfänge in Social Media oftmals erstmal steif sind (normal!), lohnt es sich, andere Menschen freundlich anzusprechen und sich an Gesprächen zu beteiligen. Wie auch jede Party gewinnt, wenn man sich ein Herz fasst und auf andere zugeht.
Der Ton macht die Musik
Sag auch mal “Danke”. Nimm nicht alles so bierernst und fang damit bei dir selbst an. (Tristan Schwennsen)
Bleib fair! Respektier die anderen! Hab Spaß! (Siggi)
Was Dir im echten Leben überfreundlich vorkommt, ist genau der richtige Umgangston für Social Media. Bedenke: Dein Gegenüber kann Dein freundliches Lächeln zu ruppigen Worten nicht sehen. (DasBogenfenster)
Danke und Bitte gilt auch online und öffnen manch Tür und Tor. (Romy Mlinzk)
Sage höflich bitte und danke. Nerve nicht ständig mit Zitaten. (Kati Schmitt-Stuhlträger)
Das Internet ist kein anonymer Raum – behandle andere so, wie Du selbst behandelt werden willst. (Romy Mlinzk)
Behandle dein Gegenüber stets mit Respekt und Anstand. Sei authentisch (was Regel Nr. 1 hoffentlich nicht außer Kraft setzt) (Bettina Werren)
Bedenke immer, dass Dein Gegenüber auch in den Social Media ein Mensch ist, der verletzlich ist. (Sabine Kahl)
Achte darauf, andere wertschätzend und respektvoll zu behandeln. Weder Diskriminierung noch Verunglimpfung haben ihren Platz im Social Web. (Inga von Thomsen)
Die weitaus meisten Beiträge beziehen sich auf den höflichen, achtsamen Umgang miteinander. Letztlich entscheidet jede/r einzelne von uns, wie es um die Gesprächskultur in Social Media bestellt ist. Das bedeutet nicht nur, dass man auf den eigenen Ton achtet, sondern dass man auch in Kommentaren bei eigenen Beiträgen oder in eigenen Gruppen auf einen guten Umgang miteinander achtet.
Klare Regeln (Netiquette) und konsequente Sanktionen (Entfernen von Störenfrieden aus einer Gruppe oder aus dem eigenen Netzwerk bei wiederholten Verstößen, Unfreundlichkeit, Beleidigungen oder persönlichen Beschimpfungen) lassen einen selbst nicht nur leichter atmen und agieren, sondern geben auch Kontakten die Gewissheit, sich ungezwungen äußern zu können.
Nebenbei bietet sich durch Social Media für uns die Möglichkeit, es den Menschen auch jenseits des Bildschirms leichter zu machen, uns anzusprechen. Denn:
Alles ist öffentlich – sei dir dessen bewusst. (Bettina Werren)
Man sieht sich immer zweimal. Das gilt auch für Social Media. Benimm Dich also so, dass du Deinem Gegenüber bei einem Treffen in die Augen schauen kannst. (DasBogenfenster)
Spam spam spam spam spam spam!
»Teilst Du noch oder spammst Du schon?« Wenn eine Antwort auf diese Frage nur so einfach wäre. Die Social-Media-Marketing-Apologeten frönen einer sehr pragmatischen Vorgehensweise und posten bedenkenlos immer wieder dieselben Links mit immer denselben Texten. Andere wiederum scheuen sich, einen Link auf einen Blogpost zu einer anderen Tageszeit oder an einem anderen Tag nochmals zu posten, selbst wenn sie einen anderen Text wählen würden. Social Media ist so vielschichtig wie die Menschen, die es benutzen.
Es hilft, sein Netzwerk zu kennen und zu erforschen. Was kommt gut an? Was gar nicht? Wie machen es die anderen? Finde ich das gut oder eher weniger? Welche Schlüsse ziehe ich aus meinen Beobachtungen und Erfahrungen für mein eigenes Vorgehen? Ich halte es für Mumpitz, pauschale Rezepte für das einzig richtige Posten in Social Media zu geben. Gut, Fingerspitzengefühl und Kreativität sind hilfreich, ja. Man selbst sollte sich mit der eigenen Strategie ebenso wohlfühlen wie das Netzwerk. Und man sollte sich immer wieder hinterfragen, ob man die ersehnten Ergebnisse mit seiner Strategie erreicht.
Ganz knapp:
Try to be precise.
Try to be persuasive.
Try to be appreciative.
(Alexa Brandt)
Jeweils ein Exemplar der vierten Auflage von Tamar Weinberg, Social Media Marketing haben durch Ziehen aus dem Lostopf gewonnen:
Inga von Thomsen
Gudrun Hopf
Bettina Werren.
Die Gewinnerinnen sind benachrichtigt und ich gratuliere herzlich :-). Allen anderen nochmals meinen herzlichen Dank fürs Mitmachen.
Alles zusammen absolut richtig – und ja: es kostet Zeit, richtig viel zeit. macht aber nichts, wenn man dabei seinen Spaß hat. Schöner Post, danke an alle Mitmachenden!
Spaß oder vielmehr Freude ist sogar ein wesentlicher Faktor, finde ich. Gerade den “Businessbloggern” oder “Businesstwitterern” liest man allzuoft an, dass sie es nur machen, weil sie es zu müssen glauben. Das ist dann bei allem (möglichen) fachlichen Wert keine wirkliche Bereicherung …
So wahr. Eigentlich sollte das ja alles selbstverständlich und selbsterklärend sein, aber es immer gut, es einfach nochmal zu hören oder zu lesen. Ich will eigentlich auch immer mehr kommentieren und interagieren und dann wird man von etwas anderem im Internet abgelenkt…
Toller Beitrag, der hoffentlich ein paar Leute da draußen mal wieder in die Realität zurückholt.
Vielen Dank für’s Zusammenfassen.
Liebe Grüße,
Jessi