Saftig schmatzen die Wege unter meinen Sohlen.
Nach dem kräftigen Regenguss am Abend inspiziere ich den Garten. Ein satter Duft liegt in der Luft. Von den Bäumen tropft es. Wasser, endlich! Die Vögel singen begeistert. Der trommelnde Regen wird vielleicht einige Regenwürmer aufgeschreckt haben. Die kommen bei eindringender Nässe an die Bodenoberfläche, weil sie sonst ertrinken würden. Doch sonderlich tief wird das Regenwasser wohl nicht im Boden versickert sein, dafür war es dann doch insgesamt nicht ausreichend. Der Garten indes glitzert. Auf den großen Grünkohlblättern stehen winzige Seen. Wie Juwelen schmücken die Wassertropfen die Tomaten und die Blüten des Dills. Ich sehe eine hübsche Bänderschnecke. Wohin des Weges?
Ich komme gerade von unserer wöchentlichen Vorstandssitzung im Kleingartenverein. Und auch wenn es hier und da menschlich ruckelt, haben wir doch in den gut zwei Monaten seit der Wahl viel bewegt und geschafft – Sichtbares und Unsichtbares. Ein großerSchritt wird die Einführung einer neuen Vereinssoftware sein. Die wichtigste Herausforderung aber ist, dass aus einer Gruppe Menschen, die sich höchstens flüchtig kannten, ein Team wird. Und das alles im Ehrenamt.
Ehrenamt.
Auch in der Politik. Nachdem der Gatte und ich im letzten Jahr bei den Grünen beigetreten sind, ist es nun wohl an der Zeit, aktiver zu werden. Nicht nur angesichts des politischen Elends, auch Bundesregierung genannt. Und AFD-Verbot, wann?? In Kombination mit einer handfesten Medienkrise ist die kommende Kommunalwahl in Köln ein geeigneter Anlass, den Hintern zu lüpfen. Gute Gründe, um sich dem Tun für die gute Sache anzuschließen, sind die Menschen. In unserem Freundeskreis und in der Nachbarschaft sind doch nicht wenige mehr oder weniger politisch aktiv.
Dafür muss man auch nicht hundertprozentig von einer Partei überzeugt sein. Aber es ist doch deutlich, dass es nicht mehr reicht, hier und da bei einer Demo mitzugehen, Petitionen zu unterzeichnen oder sich fleißig über alles mögliche zu informieren. Nun halte ich auch die Vereinsarbeit für Demokratie-Arbeit an der Basis, aber am Ende entscheidet über die Bedingungen dafür die Politik.
Schaue ich mir an, was die Bundesregierung beschließt und wie sie handelt, schaudert es mich. Zumal auch in der EU, in den Nachbarländern und in der Welt Werte gefährdet sind und verschoben werden, die ich als Kind der fetten Jahre für selbstverständlich hielt. Manches davon mag eine Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel sein, manches das Pfeifen im Walde angesichts der Klimakatastrophe und des drohenden Verteilungskampfes um überlebensnotwendige Ressourcen, aber alles Verstehen wollen ersetzt nicht das Handeln.
Übrigens muss man weder Vereins- noch Parteimitglied sein, um sich zu engagieren. Man darf auch einfach so mitwirken. Es kann helfen, wenn man einen Weg aus der zornigen Ohnmacht sucht. Das ist zumindest bei mir das vorherrschende Gefühl gerade.
Apropos Wandel.
Nicht selten frage ich mich, was die omnipräsenten Filme und Serien mit uns Menschen anstellen. Seit geraumer Weile habe ich ein gewaltiges Störgefühl, wenn ich über die Darstellungen etwa von Beziehungen, Freundschaft, Liebe und Partnerschaft in Fernsehen und Kino nachdenke. Das fing an, als ich mitbekam, wie sich etwa Abiturfeiern veränderten oder Hochzeiten.
Ich selbst komme mit der Formulierung „Ich liebe dich“ ganz schlecht zurecht, weil ich sie unzählige Male in zumeist amerikanischen Serien und Filmen Menschen sagen hörte. Mal davon abgesehen, dass da Menschen vor laufenden Kameras Sätze aufsagten und Szenen nachspielten, die andere geschrieben haben: Selten entwickelten sich die Geschichten dann so, dass sie auch mit Leben füllen konnten, was sie da sagten. Entweder wurde der Satz als Zauberformel verwendet und die Geschichte endete. Oder der Satz war Auftakt zum Ende einer Liebe, ob durch Tod oder Betrug. Und dann dieser krasse Zwang, sich gegenseitig anzuschreien, sich missverstehen zu wollen oder Vertrauen als Schwäche darzustellen.
Und dann kommt noch die Darstellung von Frauen (und Männern) hinzu. Darüber sah ich neulich die Dokumentation Brainwashed bei ARTE. (verfügbar bis 8.1.26)
Das alles sind Gründe, warum ich mich mit Filmen und Serien seit einer geraumen Weile schwertue. Dann doch lieber Bücher, bei denen ich geschulter im Finden von guten Texten bin.
Lieber lesen.
Jetzt gerade lese ich das Debüt von Julia R. Kelly: Das Geschenk des Meeres. Eine wehmütige Geschichte von Liebe, Verlust und dem Leben in einem schottischen Fischerdorf um die vorletzte Jahrhundertwende herum. Mag ich.
Und währenddessen geht der Alltag immer weiter. Das Jahr springt emsig voran. Schon zeigen sich in Bad Kleingarten die Farben eines frühen Herbstes, während doch gerade erst die Tomaten heranreifen und Bohnen, Zucchini, Gurken und Kürbis richtig in Gang kommen.
Alles ist etwas durcheinander, ist es nicht?
@sinnundverstand@fnordon.de Aber bitte nicht so despektierlich über Schauspieler*innen! Die machen mehr als nur Texte aufsagen. Aso, die meisten. 😉
Ja, da hast Du Recht, Ute! Ich dachte an gewisse Liebesszenen und unaufrichtige Filme, das darf ich nicht verallgemeinern.