Angst essen Seele auf.
Den Film habe ich vor Jahren im Kino gesehen und längst vergessen. Der Titel blieb haften. Einem Ohrwurm gleich saust er dieser Tage durch meinen Kopf. Die Welt knarzt und knirscht in ihren Widersprüchlichkeiten. Dort frierende, heimatlose und von Gewalt, Krieg und Unmenschlichkeit bedrohte Menschen, ein versagendes Europa, hier leergekaufte Regale und Desinfektionsmittelplünderer, von Lustangst geweitete Augen, mitunter kommt es mir so vor, als sei manche*r froh, dass endlich mal was in ihrem Leben passiert, selbst wenn eigentlich bei ihnen nichts passiert. Je weiter sie von Ansteckungsrisiken entfernt sind, nun ja, man kennt das. (Ungerechte Gedanken. Sie rühren von Begegnungen her, die noch nachkratzen.)
Hinzu kommt die Sorge um Menschen, die Risikogruppen angehören und für die die Grippesaison ohnehin schon den Olypmpischen Spielen im Gesundbleiben gleicht. Die dann auch demnächst vielleicht noch auf die Buchmesse müssen, ach, ach. Es empfiehlt sich heute nicht, den Tag mit dem Wachlesen bei Twitter zu beginnen.
Von Missmut erfüllt trete ich vor die Tür.
Dabei war es ein schönes Wochenende, eins mit Stadtspaziergängen und Kirchen gucken. Mit freundlichen Begegnungen und guten Gesprächen. Nun gehe ich ins Heimbüro. Vorbereitungen für Workshops stehen an und ein Angebot soll raus, klemmt aber noch im Gehirngang. Ich mache innerlich erstmal den Laden dicht und wende meinen Blick nach außen.
Erste Blättchen schlüpfen an den Sträuchern. Die Forsythien sammeln sich, um auf Kommando gelb zu explodieren. Währenddessen ist die Luft heute überraschend kühl. Angemessen für einen Tag im frühen März, aber der Winter war bisher auch für Kölner Verhältnisse sehr mild.
Was für ein Radau!
Aber schöner. Die Vögel sind definitiv in Frühlingsstimmung. Schon wird das Herz leichter. Neben mir im Gebüsch eine Kohlmeise, die lauthals zizibäht.
Am Anleger alles ruhig.
Der Rhein schwappt wieder übers Ufer. Eigentlich ist der Weg abgesperrt, aber da der Sturm die Absperrungen umgeweht hat – nun ja. Überschwemmt ist da sowieso nichts mehr.
Ich entdecke ein neues Werk von Monsta (manchmal auch Monster), der oder die handgemalte mysteriöse Aufkleber im Viertel klebt. Ich mag die sehr. Mutter Natur malt derweil mit einem Stück Strauch ein eigenes Werk auf den Asphalt.
Gehen. Atmen. Sich selbst in der Welt fühlen.
Der Alp, der am Morgen mein Herz drückte, schwindet.
Schon bin ich wieder an der Haustür. Sie miaut und klagt nicht mehr, kein „Huch?!“ mehr beim Öffnen. Ich vermisse das. Wenn niemand in der Nähe ist, klage, huche und miaue ich stattdessen. Synchronsprecherin für Haustüren. Ich sehe das schon auf Visitenkarten vor mir und hopse frohgemut an den Schreibtisch.
P.S. Wer übrigens sachliche, wissenschaftlich fundierte und unaufgeregte Informationen zum Coronavirus sucht, ist mit den Artikeln von Lars Fischer bestens beraten.
Gehen. Atmen. Sich selbst in der Welt fühlen.
Mehr bedarf die Welt im Moment nicht.
Wir sollten noch mehr lächeln, Gespräche und positive Gedanken einander schenken.
Danke für Deine schönen Worte liebe Wibke.
Dicker Drück vom Meer sendet Dani