Ich trete vor die Tür und zerre meinen Kreislauf am Schlafittchen hinter mir her.
Er möppert unzufrieden irgendwas mit Wetter vor sich hin. Die Temperaturen hopsen dieser Tage munter auf und nieder. Derweil singen die Vögel das Lied vom Frühling. Die Luft riecht auch schon leise nach Wachsen und Werden. Köln ist immer früh dran.
Beim Spaziergang gestern landeten wir im Krokantenmeer, von dem uns der Florahüter auf seinem Dienstfahrrad verscheuchte. Der Park wurde geschlossen wegen der Sturmwarnung. Apropos: Die Stürme jüngst kostete die Nachbarschaft zwei weitere große Bäume. Das Wandern und Radfahren gestalten sich auch schwierig. Kein Wunder, dass der Kreislauf im Seil hängt.
Am Anleger werde ich von hinten aufgerollt: Ein altes Paar marschiert zackig und Stöcke schwingend voran und überholt schneidig. Ich zeige nur stumm auf das Geschehen. Mein Kreislauf wendet den Blick ab und blickt auf Vater Rhein.
Und so bleiben viele Pläne vom Draußen noch graue Theorie.
Bunter wird es in der Stadt jedoch mit jedem Tag: Ab Donnerstag verabschiedet sich Köln wieder in den Karneval. Schon seit November schunkelt es allerorten und die Jecken verbunten das Straßenbild. Aber von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch macht Köln weitestgehend Ferien von dem, was man als Stadt so zu tun und zu sein hat. Inzwischen kann ich dem viel abgewinnen und wenn ich in den letzten Jahren zufällig im Karneval landete, war es immer schön. Denn es gibt ihn, den nachbarschaftlichen, unaufgeregten und netten Karneval. Auch wenn das in der medialen Öffentlichkeit nicht rüberkommt.
Vielleicht werden die Tage aber auch ganz anders. Denn mir ist so sehr nach Draußen sein – und damit meine ich nicht den Straßenkarneval.
Der Februar hat es einfach in jedem Jahr in sich.
Der Winter scheint ewig zu dauern. Die kahlen Bäume. Es ist kein Wunder, dass der Karneval ausgerechnet in diese Zeit etwas Farbe bringt. Und dass dann die Fastenzeit beginnt, wenn kaum mehr etwas wächst und man auf die neue Ernte warten muss. Seitdem ich mich bemühe, saisonal und regional zu essen, wird mir zunehmend bewusst, wie sehr diese Rituale mit alltäglichen Gegebenheiten zusammenhängen. Und so gibt es nachher Reste vom samstäglichen Sauerkraut mit Kartoffelpüree. Sauer macht lustig, sage ich zum Kreislauf. Der Widerborst zieht nur ein Gesicht und wirft sich trotzig auf den Boden. Mahlzeit.