Tag der Umwelt. Weltumwelttag.
Gestern dachte ich nach einer Begegnung mit einem Kind und seinem Vater im Buchladen darüber nach, wie skurril das intensive Interesse vieler Menschen an Dinosauriern (so schön tot!), Bundesligatabellen und Automarken ist. Eine ähnliche Wissbegier würde ich mir für Natur- und Umweltthemen wünschen. Und zwar nicht problemorientiert oder angstbeladen, sondern auch und vor allem mit Freude und Neugier.
Man schützt, was man liebt und als dessen Teil man sich spürt.
Ich konnte als Kind viel allein in Wiesen, Wäldern und Feldern herumstromern. Manchmal war der Familiendackel an meiner Seite. Meine Mutter hatte mit meinen älteren Geschwistern genug zu tun, da fiel es nicht weiter auf, wenn ich mich absetzte. Ich fühlte mich immer gut aufgehoben in der Natur. Wir hatten zwar einen Garten, aber außerhalb des Jägerzauns fand ich es viel schöner, da, wo es nicht gemäht war, wo alles wucherte und wuchs. Da, wo ich unbeobachtet und unbewertet blieb in meinem Tun. Nun, außer von den Tieren, die mich das aber nicht merken ließen. Da, wo ich hier und da eine Himbeere vom Strauch zupfen oder dem Bauern einen jungen Maiskolben vom Feld mopsen konnte.
Es gab die eine Stelle, die ich ganz unheimlich fand, weil dort mitten im Waldstück ein Bündel Kleidung lag. In meiner Fantasie wohnte dort die Hexe aus Hänsel & Gretel und die Kleidungsstücke waren gewiss die der Kinder, die sie gegessen hatte. Von der Natur, den Pflanzen und den Tieren, fühlte ich mich hingegen nie bedroht. Sie waren einfach. Ich war. Ich ging leise, um niemanden zu stören. In meiner Vorstellung spielte ich viele Geschichten durch. In fast allen spielten Pferde eine Rolle und ich bewegte mich im Pferdchengalopp fort.
Die tiefe Verbindung zur Natur sitzt. Der Garten fühlt sich nun wie eine natürliche Folge von allem an, was davor war: mit Pferden sein, Wandern, Radfahren, Zelten. Draußen sein. Im Wald. Auf der Wiese. Unter freiem Himmel. In der Stille der Natur, die gar keine ist. Ist die Natur lebendig, ist sie voller Geräusche. Zirpen, Rascheln, Knacken, Rauschen, Fiepen, Rufen, Singen, Flattern, Huschen.
Die Kornblumen symbolisieren für mich an diesem Weltumwelttag das Kreislaufdenken: Ich sehe nicht nur die hübsche Blüte, sondern zugleich die vielen Insekten, die sich an ihr laben: Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Raupen. Später zauseln insbesondere die Stieglitze die Samenkörner aus den Samenständen. Ameisen tragen heruntergefallene Samen weiter. Auch der Wind sät die Kornblumen des kommenden Jahres.