Ich trete vor die Tür und sehe die Wolken eifrig über den Himmel galoppieren.
Der Wind zupft an meiner Mütze. Die Luft riecht … Moment mal, die riecht nach Frühling? Nach Wachsen und Werden? Es ist Anfang Februar. Und während ich heute morgen Schneebilder aus der Eifel sah, scheint Köln den Winter mal wieder schwänzen zu wollen.
Um die Agneskirche herum sehe ich erste Blüten. Die Krokanten erheben sich aus ihren Beeten. Jo. Moin.
Am Anleger wüstes Getümmel: Die Möwenbande belagert alles, was schwimmt. Es ist Hochwasser. Und erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass das Ufer komplett entstrüppt wurde. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Schutz der Befestigungen? Dann hätte man ja auch das Wurzelwerk entfernen müssen. So wurden einfach alle Büsche und Pflanzen rigide gekappt. Die demnächst geblüht hätten. Die von zahlreichen Insekten besucht worden wären. Kommt mir nicht unbedingt wie eine passende Maßnahme in Zeiten des Klimanotstands in Köln vor, dieses nackte Steinufer.
An der Bettelampel hungere ich zusammen mit zwei Radfahrerinnen vor mich hin. Unüberwindlich wie der Rhein ist die verspurige Rheinuferstraße. Hin und her braust der Verkehr. Wohin die nur alle wollen?
Gestern sprach ich mit einem Nachbarn meiner Mutter über die Fahrten von Köln ins Sauerland. Für mich ist es eine Reise. Andere sitzen jeden Tag im Auto, um siebzig Kilometer weit zur Arbeit in Köln zu fahren. Und am Abend wieder zurück. Natürlich fahre ich gern zu meiner Mutter. Und sie würde es freuen, wenn ich öfter vorbeikäme. Aber ich finde es einfach nicht selbstverständlich, mal eben hinzufahren. Die Autobahnen, die Straßen sind ohnehin viel zu voll. Allerorten bestürztes oder genervtes Raunen über den Klimawandel, aber das eigene Handeln in Frage stellen oder es gar zu ändern, scheint selten eine Option. Demnächst werde ich mir wieder etwas mehr Zeit nehmen, um mit Bahn und Rad fahren zu können. Keine Zeit? Naja. Dann schaffe ich einfach drei, vier Dinge weniger. Wen interessiert das ernsthaft?
Die Krokanten auf jeden Fall nicht. Auf der Hundewiese gleich ein ganzes Rudel. Dafür kein Rudel Hunde heute. Nur ein großes Tier, dessen Besitzerin mit Kackbeutel in der Hand auf ihren Einsatz wartet. Zwei Eichelhäher sitzen beim Frühstück an der Vogelfutterstelle im Park. Eine Amsel meckert. Ein Specht hämmert. Da, noch einer.
Passend zu den Frühlingsblumen hat jemand ein Osterkörbchen herausgestellt. Darin eine Handvoll Ostergras auf Osterholzwolle. Füllen oder mitnehmen? Eine Frau beobachtet mich misstrauisch, während ich das Osterkörbchen knipse. Ich blicke geheimnisvoll und überlasse sie ihren Verdächtigungen.
Von ferne mit verworrnem Sausen
Arbeitet der geschäft′ge Tag.
Ich schillere in den Tag, irgendwie brummelnder Stimmung, vermisse das Huch und Miau der stummgeölten Haustür und betrete mein Heimbüro. Wohlan.