Wir wollen niemals auseinandergehen. Wir wollen immer zueinander stehen.
Diese eine Zeile. Die junge Heidi Brühl. Immer wieder von vorn. Die Platte in meinem Kopf hat einen Sprung, während sich in meinem Kopf diese eine Szene laufend wiederholt, in der Susanne Hennig-Wellsow einem gewissen Herrn den Blumenstrauß vor die Füße knallt. Mit diesem eigentümlichen Mash-up trete ich vor die Tür. Grimmig. Verstimmt. Der ganzen Welt einen Blumenstrauß hinknallen wollend.
Aber dass Gehen tut seins: Allmählich entfinstere ich mich. Mein Gang ins Heimbüro führt mich heute andere Wege, denn Vater Rhein führt Hochwasser. Wo ich sonst gehe, fließt höchst respekteinflößend das matschgraubraune Wasser des Stroms. Mit dem würde ich mich nicht anlegen wollen. Ich erinnere mich daran, wie ich vor vielen Jahren am Bonner Rheinufer stand und auf das Hochwasser blickte. Als plötzlich ein Windspiel, ein zartes Windhündchen, vorbeitrieb. Ertrunken. Ein trauriges Bild.
Nun. So wird das nichts mit dem Tag.
Erst Grimm, dann Trübsal.
Halleluja.
Immerhin singt Heidi Brühl inzwischen ein wenig leiser, wenn sie auch über diese eine Zeile nicht hinauskommt. Wir wollen niemals auseinandergehen. Wir wollen immer zueinander stehen. Woher hat mein Hirn das eigentlich? Gegen Ohrwurm hilft im Grund nur eins: Das Lied anhören. Ein Lied, das dreizehn Jahre älter ist als ich. Heidi Brühl war siebzehn, als sie es in der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix d’Eurovision de la Chanson 1960 sang. Es gibt einen ganz interessanten Beitrag in Wikipedia darüber.
Solche Wissenschnipsel erhellen meine Laune prompt.
Und dann ist heute auch noch Ökomarkt zu Füßen der Agneskirche. Am Stand vom Biohof Bursch kaufe ich Endiviensalat und zwei Sorten Äpfel. Das gibt gleich zusammen mit Kartoffeln ein Lieblingsessen.
Ich begegne lustigen Hunden mit ihren eher unlustig wirkenden Inhaber:innen.
Ein kleiner Schwatz mit dem Viertelsflaneur, der auf seinem Balkon Kaffee trinkt.
Rundherum feiern die Vögel den Vorfrühling.
Ich nehme den Tag bei der Hand. Oder ist es umgekehrt.
Wird schon.
Aus der Reihe: Abschiedstournee von Dingen
Nach und nach lasse ich dieser Tage Dinge frei. Und es macht sich schon ganz gut bemerkbar, innerlich wie äußerlich. Heute schenke ich dem Brotbackbuch von Lutz Geißler die Freiheit. Unser italienischer Herd ist zwar als Gasherd unverzichtbar, aber der Elektroherd wird einfach nicht so heiß, wie er gern verkündet. Brot wird daher nicht wirklich was. Ich verabschiede mich also mit dem Buch von der Ambition, Brot zu backen. Und erinnere mich an die Twinterviews, die ich damals mal für den Ulmer Verlag bei Twitter mit Lutz Geißler gemacht hatte. Das war ein feines, partizipatives Projekt, bei dem Menschen, die Brot backten oder es tun wollten, über Twitter mit Lutz Geißler ins Gespräch kamen.
Vom Abenteuer aufs Land zu ziehen erzählten Gerald und Christine Reiner. Ein freundliches Buch. Aber es möchte weiter.
Niemand weiß, wie diese kleine Holzbox mit einem Minatur-Boule-Spiel in den Haushalt kam. Niemand hier spielt Boule. Vermutlich ein Werbegeschenk. Es wird einfach wahnsinnig viel Quatsch hergestellt, um es als Werbegeschenk unters Volk zu bringen. Nun ja, vielleicht kann sich jemand anderes dafür erwärmen.