„Wer ist dein digitaler Zugvogel?” fragte mich Klaus Eck bei der Frankfurt Digital Night. Hm. Zugvogel. Die Kraniche und Gänse waren nicht gefragt, deren Züge in den Süden in jedem Herbst mein Herz mit Sehnsucht füllen. Und wenn sie im Frühjahr wieder zurückkehren, hüpft es vor Freude. Nein, es geht um Vorbilder, um Menschen im digitalen Raum, die mich beeinflussen, deren Zug ich folge.
Wer prägt in Ihren Augen Ihre Social Media Welt, wer geht Ihnen voraus? Wem folgen Sie schon seit Ewigkeiten, wer ist ein unverzichtbarer Teil Ihrer Timeline geworden? Wessen Blog-Artikel lesen Sie regelmäßig, wessen Bücher zum Thema stehen bei Ihnen im Regal?
Für meine Antwort brauchte ich einen Augeblick, aber dann fiel mir doch ein Mensch ein, dessen Persönlichkeit und künstlerisches Schaffen mir ebenso Vorbild ist wie seine Spuren und Wege im digitalen Raum: David Bowie. Er war einer der ersten Künstler, der eine Website hatte (1996) und seine Vermarktung im Internet vorantrieb. Mit dem Bowienet schuf er eine Community für Fans. 2012 brach das Bowienet zusammen und wurde neu aufgesetzt. Dort kann man eigene Blogs anlegen, Fotos mit anderen Fans teilen oder mit ihnen chatten, erhält exklusive Informationen, Videos oder Angebote im Shop und kann an Verlosungen für Konzerte oder Treffen mit David Bowie teilnehmen.
Lust am Experiment und die stete Neuerfindung seiner selbst
Das ist bemerkenswert, aber nicht das Wesentliche, warum David Bowie mein Zugvogel ist. Er ist mir insbesondere Vorbild in seiner Wandlungsfähigkeit und seiner Lust am Experiment und an der Neuerfindung seiner selbst, ohne sich dabei untreu zu werden. Er probiert sich immer wieder neu aus und wagt sich über seine Grenzen hinaus.
Dabei bin ich gar kein übermäßig großer Fan seiner Musik. Am liebsten mag ich seine Koproduktionen und die Auftritte mir anderen, weil man sehr gut dabei beobachten kann, wie er andere inspiriert, dass er aber auch immer offen ist, sich von anderen inspirieren zu lassen. Und das macht ihn zu meinem Vorbild. Ich erkenne da keine satte, selbstzufriedene Gewissheit, alles zu wissen und sich zurücklehnen zu können. Der Mann ist 68 Jahre alt und müsste niemandem mehr etwas beweisen. Doch nach wie vor fordert er uns heraus – und sich selbst.
Ein neues Album ist für Januar 2016 angekündigt. Die neue Single wird am Donnerstagabend veröffentlicht. Ich freue mich darauf!
Lasst uns Zugvögel sein!
Aber er ist nicht mein einziges Vorbild. Bjørk, Mike Patton, Vivienne Westwood, Meryl Streep, Annie Lennox, Maggie Smith oder Tilda Swinton gehören dazu. Und das sind nur die ersten Namen, die mir einfallen.
Aber es sind Vorbilder generell. Wenn ich darüber nachdenke, wer mich speziell in Digitalien inspiriert, so sind das eigentlich alle Menschen, die mit Eigensinn, Tatkraft, Spielfreude und Kreativität ihre Ideen und Gedanken ausdrücken oder in Unternehmungen formen. Vielen davon folge ich, manche besuche ich nur sporadisch oder ich treffe sie zufällig an der Ecke bei meinen Wanderungen durch die Gemarken des Internets.
Zugvögel sind nun auch selten allein unterwegs. Sie bilden Formationen oder Schwärme. Ihnen zu eigen ist, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten weilen. Und das ist es, was wir uns alle von den Zugvögeln abgucken können: In Bewegung bleiben, vertraute Orte schätzen und miteinander stark sein.
Dieser Beitrag gehört zur Blogparade: Wer ist Ihr digitaler #Zugvogel? Eigentlich ist sie bereits vorbei, aber ich mogele mich noch dazu.