Auf der re:publica erhielt ich die Einladung zur Bertelsmann-Party. Einmal im Jahr läd Bertelsmann illustre Gäste zum Fest in die Repräsentanz Unter den Linden. In diesem Jahr stand die Party unter dem Motto „Die Zukunft des Lesens“. Die Räume und Etagen waren nach Buch-Genres gestaltet: Kochbuch (wo Tim Mälzer den Kochlöffel schwang), Krimi und Wissen.
Passend dazu waren Leander Wattig (u.a. Ich mach was mit Büchern), Frank Krings (Frankfurter Buchmesse) und ich eingeladen, quasi als Social Reporter für die Buchbranche. Im Vorfeld hatten wir noch den Plan, kleine Interviews zum Lesen mit den Gästen zu machen und vielleicht auch noch den ein oder anderen Hangout. Vor Ort war das allerdings etwas schwierig: es war voll. Proppenvoll. Gerade auf der Dachterrasse war bei dem schönen Sommerwetter kaum ein Durchquetschen möglich. Und alle waren dermaßen in Gespräche miteinander vertieft, dass wir uns auf eine Idee für Microcontent beschränkten: Leander und ich zogen mit einem Skizzenbuch, das „Wörter-Buch“, und Stift herum und sammelten Wörter.
„Das Motto der Party ist die „Zukunft des Lesens“. Lesen beginnt mit einem Wort. Haben Sie ein Lieblingswort für uns? Eins, das Ihnen am Herzen liegt? Eins, das für Sie besonders schön klingt? Das Sie momentan sehr beschäftigt?“
Die Reaktonen waren vielfältig: Überraschung. Irritiation. Verdutzte Gesichter. Aufleuchtende Augen. Interesse. Aber kaum jemand ließ sich nicht darauf ein. Manch einer kam ins Erzählen und wir hörten berührende oder lustige Geschichten über Wörter. Das ein oder andere Grüppchen griff die Fragen auf und sprach über Wörter und Wortschatz. Fotos der Aktion hier.
Den Wortschatz miteinander teilen
Ehrlich? Ich liebte es! Ich bin immer wieder beglückt und fasziniert, wie Menschen darauf anspringen, über etwas eigentlich Alltägliches zu sprechen und nachzudenken. Wir benutzen natürlich täglich Wörter. Wir lesen sie. Wir nehmen sie wahr, wenn sie uns in der Öffentlichkeit begegnen. Aber im Grunde denken wir selten über „unsere“ Wörter nach.
Wir haben alle unseren ganz eigenen Wortschatz. Manche Wörter sind darin einmalig, weil wir sie selbst einmal erfanden. Andere sind der Familie vorbehalten. Wieder andere lassen auf unsere Wurzeln schließen, auf die Gegend, in der wir aufwuchsen. Kaum etwas ist persönlicher, als den Wortschatz miteinander zu teilen. Und beim Teilen wird dieser Schatz sogar größer statt zu schrumpfen.
Wir haben die Wörter nicht nur gesammelt, sondern die Menschen darum gebten, sie eigenhändig in das „Wörter-Buch“ einzutragen. Das eigene Wort in eigener Handschrift. Wir wurden reich beschenkt an diesem Abend. Herzlichen Dank an alle fürs Mitmachen!
Wahrhaftig, Dankbarkeit oder Schnullertrulla – Dies war unsere Ausbeute:
Und ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt. Aber vielleicht ergibt sich ja noch eine weitere Gelegenheit. Wer Lust hat, seine Veranstaltung mit Wörtersammlern zu bereichern, darf sich gern melden!
P.S. Und wer sie noch nicht kennt: Auf der Wortweide kann jeder in Wörtern schwelgen, seinen Wortschatz mit anderen teilen, Patenschaften für Wörter übernehmen und eigene Wörter auf die Weide stellen.