20 Bücher, die dich geprägt haben.
Ein Buch pro Tag, 20 Tage lang. Keine Erklärungen, keine Bewertungen, mehr als nur Buchcover. #20books
Während wir mit den Rädern durch die Niederlande rollten, brachte Heike Schmidt bei Mastodon mit #20books etwas ins Spiel, das mich gründlich beschäftigen sollte. Ohne Lesen wäre mein Leben vollkommen anders verlaufen. Ich wäre eine Andere. Und durchs Lesen werde ich laufend eine Andere, manchmal nur für die Dauer eines Buches, manchmal darüber hinaus. Bücher bringen mich in andere Welten und Zeiten, zu mehr Wissen, zu Erkenntnissen oder auch zu mehr Fragen. Mitunter bringt mich Lesen auch an Grenzen, ob emotional oder intellektuell.
Lesen eröffnet Räume, in denen ich Sprache, Gedanken und Gefühlen, Ereignissen und Erlebnissen und letztlich und zuallererst mir selbst begegne.
Ich bin, was ich lese
Die Beschäftigung mit den #20books ist auch eine mit der eigenen Lesebiografie. Welche Bücher habe ich aber nicht nur gelesen, sondern welche haben mich verändert entlassen? Es sind nicht immer Bücher, die ich gern gelesen habe, die mich geprägt haben. Aber schon beim Gedanken an Karl May, dessen Gesamtausgabe ich durch die Gabe eines Schwesternfreundes erhielt, wurde mir klar: wichtig für mich, aber ich möchte keine Bücher nennen, denen ich heute mit Unwohlsein oder Abneigung begegne. Die letzten Bände, die ich noch besaß, beerdigte ich erst kürzlich im Altpapier.
Auch Tolkiens Herr der Ringe, obwohl von mir sehr geliebt und in mehreren Ausgaben vorhanden, lasse ich außen vor. Ich las die drei Bände seit dem ersten Lesen mit 16 viele Male und sie sind verknüpft mit meinem ersten Betreten einer richtigen Buchhandlung – ein magischer Moment. Inzwischen lese ich jedoch nur noch Lieblingsstellen, etwa so, als besuche ich alte Freunde, mit denen man einen Teil seines Lebens verbrachte. Man erzählt sich die immerselben Geschichten, aber die Nähe von Damals will sich nicht mehr recht einstellen.
Bücher also, die Spuren hinterließen.
Manche stehen stellvertretend für eine ganze Bücherfamilie, für ein Thema, das sie verbindet, für eine Wirkung. Keine chronologische Reihenfolge, keine wertende Reihenfolge. Es gab keine Vorüberlegungen. Ich griff nach dem, was mir in den Sinn kam.
Leo Lionni, Frederick
Aus dem amerikanischen Englisch von Günter B. Fuchs
Meine Mutter las mir Frederick vor, viele Male. Ob sie es getan hätte, wenn sie geahnt hätte, wie sehr ich diese Geschichte verinnerlichen würde? Die Maus, die Farben und Wörter sammelt, während die anderen Mäuse Körner und Nüsse für den Winter sammeln. Um mit Wörtern und Farben Licht in die dunklen Wintermonate zu bringen. Kunst und Literatur, Nahrung für Geist und Seele, so essentiell für das Leben wie die Nahrung für den Körper.
Rosemary Sutcliff, Der Adler der Neunten Legion
Aus dem Englischen von Ilse Wodtke
Meine Eltern saßen eines Tages am Elternsprechtag vor meinem Klassenlehrer, den von mir bis zu seinem Tod und auch jetzt noch verehrten Herrn Dahm. Sie fragten ihn um Rat. Was tun mit diesem Kind und welche Bücher könne man ihm schenken, denn es lese so viel. Es muss ausgangs der 6. Klasse gewesen sein, denn im Schuljahr darauf wurde Herr Dahm von meinem Klassenlehrer zu meinem Lateinlehrer. Ich verdanke ihm so viel, ihm, der an Sprache eine immens große Freude hatte, sich mit Leidenschaft rheinischen Mundarten widmete und dabei ein so warmherziger, dabei angemessen abgegrenzter, korrekter und kluger Mensch war. Ich erinnere mich gut an sein neugieriges Funkeln und sein großes Interesse daran, auch noch dem widerspenstigsten Schüler zu mehr Freude am Lernen oder wenigstens zu einer Versetzung zu verhelfen.
Durch seine Empfehlung kam Rosemary Sutcliffs Geschichte vom jungen römischen Centurio Marcus zu mir, eine Geschichte von Freundschaft, Loyalität und Grenzen. Das Buch weckte in mir ein bis heute anhaltendes Interesse an römischer Geschichte. Und es prägte ganz sicher ein Ideal, wie Menschen im besten Fall miteinander umgehen können.
Karl-Heinz Weise, Antje im Holunderbaum
Das Buch entwendete ich meiner Schwester, um mir klammheimlich selbst Lesen beizubringen. Ich hatte den unbedingten Ehrgeiz, es den 6-10 Jahre älteren Geschwistern gleichzutun und mir ihre Bücher anzueignen. Ich mühte mich mit dem Entziffern der Geschichte von Antje ab, der von ihrem Vater zum Geburtstag ein Baum geschenkt wird, und den kleinen Geschichten, die von Liebe zur Natur und dem Verständnis für den Umgang mit Tieren erzählen. Ob das Selberlernen wirklich gut glückte und ob es nicht durch meine Einschulung beschleunigt wurde, flankiert vom liebevoll-strengen Üben mit meiner Mutter – ich weiß es nicht mehr. Aber Lesen und Schreiben lernen zu dürfen, das war ein großes und innig herbeigesehntes Geschenk.
Stefan Zweig, Ungeduld des Herzens
Als ich meine Ausbildung zur Buchhändlerin begann, war ich bereits 25. Eine meiner ersten Aufgaben war es, die reduzierten Mängelexemplare für die Schütten vor der Tür auszuzeichnen. Als Eine, die in ihrem bisherigen Leben aus ganz unterschiedlichen Gründen wenig Zugang zu Büchern hatte, war es das Himmelreich: Ich stand mit dem Etikettiergerät vor den Kisten voller Bücher, die auch für mich bezahlbar waren. Und greifbar. Ich schleppte nach Hause, was ich fassen konnte und ruinierte mich finanziell beinahe selbst. Ich las um mein Leben.
Gut für mich, dass die Taschenbuchkisten vor allem Bücher aus den Verlagen Fischer, Suhrkamp, dtv und Diogenes enthielten. So traf ich auf Stefan Zweig und entbrannte in Liebe und Zuneigung. Was ich auch von ihm und über ihn in die Finger bekam, las ich. Die Welt von Gestern ist ein Buch, das Pflichtlektüre sein sollte. Aber ins Herz brannte sich mir Zweigs einziger vollendeter Roman, die Geschichte von Liebe, falschem Mitleid und Schuld. Stefan Zweigs Einfühlungsvermögen, seine Menschenfreundlichkeit, seine menschliche Größe machen ihn mir so wertvoll.
Elisabeth Meyer-Haagen, Das elektrische Kochen
Das „blaue Kochbuch“ landete bei mir als Schulkochbuch in der 45. Auflage 1986, im 50. Jahr nach dem ersten Erscheinen. Von Schwester Veronika, die in der Schule unsere Hauswirtschaftslehrerin war, erzähle ich in den Geschichten aus der Heimbürokantine. An sie denke ich nicht nur, wenn ich mal wieder etwas in diesem Grundkochbuch nachschlage. Nach Rezept koche ich doch eher selten, aber mitunter bin ich froh, wenn ich Techniken und Warenkundliches nachschlagen kann. Und es ist die Manifestation von Momenten, die ich nicht missen möchte. Einmal im Monat haben wir in der Schulküche gekocht und in der Zeit dazwischen haben wir die Gerichte theoretisch vor- und nachbereitet. Super! Vor ein paar Jahren sah ich mir die neue Schulküche an und finde es großartig, dass es sie immer noch gibt und auch benutzt wird.
M.M. Kaye, Palast der Winde
Aus dem Englischen von Emil Bastuk
Das Buch kaufte ich in der Zeit, bevor ich selbst Buchhändlerin wurde. Damals mussten die Bücher vor allem dick und erschwinglich sein. Die blauen Sonderausgaben von gut verkauften Schmökern gab es für 10 DM. So fanden Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley und Palast der Winde von M.M. Kaye zu mir. Beide wurden Bücher, die ich oft gelesen habe und die mich über die zentralen Liebesgeschichten hinaus prägten. Das Eine entfachte das Interesse für die Artus-Sage, englische Geschichte, Feminismus und das Hinterfragen von Religionen. Das Andere säte erste Zweifel an Kolonialismus, Herrschaftsstrukturen und der Geschichtsschreibung, die stets eine der Sieger ist.
Lucius Burckhardt, Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft
Gehen. Eine ganze Weile bloggte ich hier meine Gänge ins Heimbüro. Es ging mir ein wenig verloren, aber ich ahne, dass das vorübergehend ist. Die Begegnung mit Lucius Burckhardt, der in den 1980ern die Wissenschaftsdisziplin und Kunstform der Promenadologie begründete, und enorm Erhellendes über die Wahrnehmung von dem, was uns umgibt, was wir als schön empfinden und warum, auch und gerade im urbanen Umfeld, hat mich und mein Sehen und mein Erleben beim Gehen verändert.
Peter Fischli/David Weiss, Findet mich das Glück?
„Kann man die Realität noch als solche bezeichnen?“ Es war in einer Phase meiner Arbeitslosigkeit nach einer betriebsbedingten Kündigung, in der ich im Verlag der Buchhandlung Walther König landete und mich treuherzig mit dem diffusen Versprechen auf einen Job, nun ja, ausbeuten ließ. Zu mir aber fand dieses wunderbare Buch voller Fragen. Ursprünglich war es eine Kunstinstallation mit Diapositiven. Das Buch zählt zu den meistverkauften Künstlerbüchern überhaupt. Vielleicht wegen Fragen wie dieser: „Soll ich liegenbleiben?“
Helena Adler, Die Infantin trägt den Scheitel links
Ich griff mir das Lesexemplar im Buchladen, weil mich das Cover unwiderstehlich ansprang. Dass es Helena Adler selbst zeigt und sie es künstlerisch verändert hatte, erfuhr ich erst später. Mein Herz ist immer noch voller Traurigkeit, weil die österreichische Autorin im vergangenen Jahr viel zu früh starb. Ich wählte das Buch nicht nur, weil ich es umwerfend gut finde, sondern weil ich durch dieses Buch feststellte, dass ich meinem Urteil über Texte trauen darf.
Denn als ich Die Infantin las, fragte ich mich nicht nur, was das für ein unglaubliches Buch ist, die Sprache, das Erzählen, alles einfach. Sondern ich fragte mich auch, ob es vielleicht nicht nur mir so geht, dass ich überwältigt bin. Ich mit meiner schmalen Lesebiografie, keinem literaturwissenschaftlichen Hintergrund und mangelnder akademischer Ausbildung. Der Selbstzweifel sitzt tief. Und doch erzählte ich im Buchladen, wie sehr mich dieser Text umgehauen hat. Und dann wurde Die Infantin für den Deutschen Buchpreis nominiert und machte Furore.
Der Selbstzweifel bleibt, aber er hat Konkurrenz bekommen.
Connie Palmen, Die Freundschaft
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
Ein Buch, das ich lange Zeit als ein Lieblingsbuch bezeichnet habe. Die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei sehr gegensätzlichen, vielschichtigen Frauen, die auf ihre Weise mit sich, mit ihrem Leben, ihrem Lieben und miteinander ringen. Ein Buch, in dem soviel steckt, das inspiriert, aufstößt, nachdenklich macht, ärgert und erfreut. Vor allem das Buch, über das ich mit Arthur bei unserer ersten Verabredung sprach. Ich erinnere mich gut an den Moment, als er erwähnte, dass er just dieses Buch auch gerade las. Wäre ich nicht schon hingerissen gewesen – nun ja, dass er es gar nicht mal so gut fand und abgebrochen hatte, erfuhr ich erst sehr viel später. Geheiratet habe ich ihn trotzdem.
Vittorio Magnago Lampugnani, Bedeutsame Belanglosigkeiten. Kleine Dinge im Stadtraum
Eigentlich in einer Linie mit Burckhardts Spaziergangswissenschaft. Aber das Buch des italienischen Architekten und Stadtwissenschaftler führt in die Kultur- und Technikgeschichte vermeintlich selbstverständlicher Objekte im urbanen Raum: Straßenlaterne, Abfalleimer, Gullydeckel – und auch Kiosk, in Köln Büdchen. Sie machen eine Stadt erkennbar und unverwechselbar. Ein herrlich erzählter Schatz, in dem lauter Wissensschnipsel und schönstes Infragestellen eigener Wahrnehmung stecken.
Hans Bemmann, Stein und Flöte. Und das ist noch nicht alles.
Dick, bezahlbar und möglichst Fantasy. Die phantastische Geschichte von Lauscher, der mit allem, was ihm geschenkt wird, erstmal in die Irre geht und am Ende doch sein Ziel erreicht, las ich in der Zeit, als ich vor allem Fantasy, Abenteuergeschichten oder historische Romane las. Alles, bloß weit weg von der Realität. Ein Buch, das ich oft verliehen und selten zurückbekommen habe. Daher steht hier eine noch recht neue Ausgabe, in die ich nun doch nochmal reinlesen werde. Ich bin nicht sicher, wie gut es gealtert ist.
Barbara Tuchman, Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert
Aus dem amerikanischen Englisch von Malte Friedrich und Ulrich Leschak
Elf Jahre lang zog dieses Buch von Wohnung zu Wohnung, von Stadt zu Stadt mit mir um. Jeder Umzug war Anlass, Besitztümer zu hinterfragen. Lange Zeit war mein Anspruch, möglichst wenig zu besitzen, wobei, nun ja, der Maßstab war die Größe eines Transporters, den ich mit meinem Führerschein Klasse 3 fahren durfte. Auch Bücher galt es auszusortieren. Dieses Buch aber, so ahnte ich, muss mit. Jedes Mal. Eines Tages war es soweit und ich folgte dem Fürsten Enguerrand de Coucy VII. in die Picardie des Spätmittelalters.
Barbara Tuchman ist eine grandiose Erzählerin, die sich im Buch zahlreiche Abschweifungen und Ausflüge erlaubt – fabelhaft! Eine formidable Reportage aus dem und über das Spätmittelalter in Europa. Kommt hiermit auf Wiedervorlage.
Else Lasker-Schüler, Die Gedichte
Zum ersten Mal begegnete ich Else Lasker-Schüler in der Schule. Mit unserer Deutschlehrerin verband mich eine Hassliebe, denn sie machte aus ihrer Verachtung für uns untalentierten Schüler*innen keinen Hehl und mich grämt bis heute, dass eigene Gedanken weniger zählten als das, was sich Mitschülerinnen aus Menschen wie mir unbekannter Sekundärliteratur zusammengesucht hatten. Ich erkannte erst in meiner Ausbildung zu Buchhändlerin, dass es sowas wie Lektüreschlüssel und Erläuterungen gab. Bis dahin war es mir ein Rätsel, wie jemand wissen konnte, was längst verstorbene Schriftsteller*innen WIRKLICH gemeint haben.
Was aber blieb, war der Zugang zu einer Welt, die auch Teil meiner Welt wurde: die Welt der Poesie, Dichtung, Lyrik. Sprache als Kunstform und Mittel, sich selbst und der Welt auf die Spur zu kommen. Lasker-Schüler, Trakl, Kafka – meine Schutzheiligen, irgendwann auch Mascha Kaléko und vor allem Hilde Domin.
„Die Philosophie des Radfahrens“ aus dem mairisch Verlag, daneben Hannah Ross, „Revolutions – Wie Frauen auf dem Fahrrad die Welt veränderten
Beide Bücher ergeben für mich ein Ganzes, denn sie machten mir bewusst, wie sehr mich das Radfahren verwandelt hat. Es gibt einen Blogbeitrag, in dem ich davon erstmals vor sieben Jahren zu erzählen versuchte, was das bedeutet. Der Text landete in überarbeiteter Fassung in einer wunderbaren Anthologie. Ich lasse dieses Zitat von Mark Twain da: »Besorg Dir ein Fahrrad. Wenn du lebst, wirst Du es nicht bereuen.«
Birgit Vanderbeke, Ich sehe was, was du nicht siehst
Man kann einfach weggehen, dachte ich. Nannte ich mal als meinen Lieblingsromananfang. Eine muss los und zieht nach Südfrankreich. Es ist eine Geschichte vom Weggehen. Weggehen, für mich lange Zeit ein entscheidenes Lebensthema. Ich liebte dieses Buch, umso mehr, als ich in Südfrankreich ankam, damals, als ich beim ersten Mal dachte, an den Straßenrändern habe man Boxen aufgestellt, aus denen verstärkt die Geräusche der Zikaden abgespielt würde, für die Touristen.
Später liebte ich es nicht mehr ganz so sehr, aber das hatte eigentlich weniger mit dem Buch an sich zu tun.
„Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Beuys“ von Volker Harlan
Wie viele Spuren doch meine Schulzeit in mir hinterließ. Ich war vermutlich eine dankbare Schülerin, die hungrig aufsaugte, was sich mir darbot. Mit einer Einschränkung: Es mussten Lehrer*innen sein, die ich achten konnte. Die selbst ein irgendwie geartetes Interesse hatten an den Menschen, die ihnen ausgeliefert waren. Mit Winfried Junge, meinem Kunstlehrer, verband mich viel über die Schulzeit hinaus. Es gab irgendwann einen verstörenden Vorfall und unsere Verbindung brach ab. Aber er brachte Beuys in mein Leben, den er als Student an der Kunsthochschule Düsseldorf selbst erlebt hatte.
Dieses Buch wiederum brachte Arthur mit in mein Leben und in unser Bücherregal. Es steht so viel drin, das ich wieder einmal aufsaugte und verinnerlichte, über Gestaltung, Kunst und soziale Plastik. Das geht nicht mehr weg.
„Der Heros in tausend Gestalten“ von Joseph Campbell
Aus dem amerikanischen Englisch von Karl Koehne
Die Heldenreise, die Joseph Campbell in diesem Standardwerk beschreibt, ist allgegenwärtig und sein Buch hat unsere westliche Kultur stark geprägt. Stanley Kubrick, George Lucas und Steven Spielberg nennen Campbells Buch als Referenz und die Elemente der Heldenreise lassen sich in ihren Filmen erkennen. Diese Tradition des Geschichtenerzählens schlüsselt Campbell auf, indem er Mythen und Sagen analysiert. Erhellend und durchaus auch ein bisschen verstörend, wie Storytelling funktionieren kann. Storytelling, schon irgendwie ein Lebensthema. Bestimmt eine Nebenwirkung von diesem Lesen.
Ursula Isbel, Reiterhof Dreililien (Reihe in 10 Bänden)
Pferdebücher. Enorm wichtig für mich. Und wie froh bin ich, dass ich damals Bücher wie die von Ursula Isbel hatte, in denen Pferdegeschichten einfach von ganz gewöhnlichen Pferden und Menschen erzählten und es noch keine messianisch aufgeladenen Erweckungsgeschichten á la Ostwind sein mussten. Ob die Geschichten von Bille und Zottel oder die von der Reitlehrerin Britta: die Bücher aus dem Schneider-Verlag spielten eine große Rolle und machten als vielbändige Reihen auch die Auswahl der raren und heiß ersehnten Buchgeschenke zu Weihnachten oder zum Geburtstag leichter.
Ich kann sie alle immer noch auswendig mitsprechen, so oft habe ich sie gelesen. Und nach wie vor halte ich diese Bücher für richtig gut mit ihren aufrichtigen Geschichten über recht Alltägliches. Nebenbei gibt’s viel Wertvolles über den alltäglichen Umgang mit Pferden, Ponys und nicht zuletzt Menschen. Nicht alles an Wissen darin hält heutigen Erkenntnissen stand, aber die Basis eines unaufgeregten Miteinanders ohne künstliche Überhöhung stimmt.
Reiterhof Dreililien habe ich ausgewählt, weil darin auch die Beschäftigung mit Umweltschutz und Natur Thema ist und wie man darauf reagieren kann, etwa auf die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Politisch ziemlich engagierte Literatur, stelle ich bei näherem Nachdenken fest. Werde ich wohl nochmal lesen.
T.H. White, Der König auf Camelot (3 Bände)
Aus dem Englischen von Rudolf Rocholl und H.C. Artmann
Verstörend, dass die aktuelle Ausgabe in der Hobbit Presse so kinderbuchig rüberkommt. Ich bin nicht sicher, ob Kinder und Jugendliche mit dieser ziemlich abgefahrenen erzählten Geschichte zurechtkommen. Meine eher künstlerisch gestaltete Ausgabe gefällt mir eindeutig besser. Eine Neuerzählung der Artus-Sage und ein Buch, das ich beim ersten Reinlesen erstmal überfordert weggelegt hatte. Hä? Dann schnappte sich die Geschichte mich, die grandiose Übersetzung tat ihr übriges, ha, was für eine Lust am Überbordenden, Abseitigen und, hui, muss ich nochmal lesen.
Dass der österreichische Dichter H.C. Artmann einer der Übersetzer war, habe ich erst jetzt bemerkt. Einer, dessen Gedichte ich während meiner Buchhändlerinnenausbildung für mich entdeckt hatte.
T.H. White taucht übrigens als Referenz in Helen Macdonalds H wie Habicht auf. Deren Abendflüge wiederum passte nicht mehr in diese Liste, wenngleich es DAS Buch wäre, das für Nature Writing stünde, ein Genre, das mich prägte und es immer noch tut.
Und so gibt es noch etliche Bücher, die ich vergessen oder weggelassen habe:
Marlen Haushofer, Die Wand
Leo Tolstoi, Krieg und Frieden
Jane Austen, Überredung
Jo Frank, Snacks (und noch mehr Gewalt)
Hilde Domin, Gedichte
Die Nibelungensage
… und noch so viele andere, dann die Sachbücher, Reisebücher, Fachbücher, Bilderbücher, Comics – nun ja.
Wow, was für eine interessante Zusammenstellung!
Mit dem Lesen geht’s mir wie dir. Ich liebe es, seit ich lesen kann und hatte damals eine wunderbare Zeit mit den „5 Freunden“ von Enid Blyton.
Bücher sind ein sehr wichtiger und sehr prägender Teil meines Lebens.
Es war schön, deine #20books-Zusammenstellung zu lesen:)
Danke, liebe Astrid. Es machte wirklich Spaß, mir 20 Bücher herauszuzupfen und mir zu überlegen, inwiefern sie prägend waren. Enid Blyton, oh ja!