Anderthalb Monate liegt die #KultourWallonie nun schon zurück. Eine Europawahl, einen Urlaub und eine Verlosung später kehre ich zurück zu diesen schönen Tagen in der Wallonie. Denn ich habe mir noch etwas aufbewahrt: ein Wiedersehen mit fantastischen Gastgebern.
Gründe, ins Herver Land zu reisen, gibt es hinreichend viele. Ich erzählte davon hier im Blog und an anderen Orten in Social Media – und tue es noch. Mir ist diese Region mit ihrer Landschaft, ihren Menschen und allem Drum und Dran ans Herz gewachsen. Lange Jahre kannte ich sie nur aus dem Auto, wenn es über die brachial wirkende Autobahn mit ihren vielen Straßenlaternen nach Frankreich ging. Ich beäugte neugierig die saftig grünen Hügeln, eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Aber, naja, Belgien, puh, nee, schnell weiter. Welch Irrtum! Je tiefer ich in dieses vielgestaltige Nachbarland eintauche, desto mehr wächst meine Zuneigung. Vor allem zur Wallonie, denn apropos Europawahl, lest das hier über den Cordon sanitaire médiatique.
Ein freudiges Wiedersehen mit La Ferme de Berwausault
Frohgemut kann ich mich also meiner Liebe für den französischsprachigen Teil Belgiens hingeben. Denn, Achtung, nun kommen die meine bezaubernden Gastgeber im Herver Land. Fährt man von Herve aus leicht nördlich, lässt man die betriebsame Straße N3 rasch hinter sich und es wird sehr ländlich. Nur ein, zwei Wohnstraßen, schon fällt der Blick nach Arkadien, der mystischen Landschaft der Sagenwelt. Hier und da ein Bauernhof, Hecken und Bäume überall, auf den Wiesen und Weiden gemütlich grasende Kühe. Irgendwo jodelruft ein Esel.
Während ich langsam einen Hügel hinauf pedaliere, zieht Wetter heran. Es ist dieser eine Tag, an dem ich gründlich durchweicht wurde. Es hilft nichts, das Ziel ist nah und ein paar weitere Regentropfen werden mich nicht umbringen. Nach Luft schnappend komme ich zur Einfahrt: La Ferme de Berwausault. Einladend steht das Schild am Weg hinunter zum alleinstehenden Gehöft. Ich lande zwischen einigen Schafen, denn hier werden ambitioniert in kleinem Rahmen Schafe gezüchtet. Die Auszeichnungen zeugen von Erfolgen. Ich spüre, wie mich an diesem guten Ort Frieden in mir ausbreitet. Denn ich erinnere mich gut an meinen ersten Besuch hier, bei der #KultourWallonie 2022.
Ein bisschen fühlt es sich sogleich an wie Zuhause. Ich stelle mein Rad ab. Diesmal hatte ich im Unterschied zum ersten Besuch keine Bedenken, mein Rad vor der Tür abzuschließen. Hier ist über Nacht bis auf die Tiere einfach niemand unterwegs. (Wer mit dem Elektrorad unterwegs ist: Es gibt ganz unkompliziert die Möglichkeit, den Akku zu laden.) Und da begrüßen mich auch schon Isabel und Bernard Pauquay. Wie aufmerksam und interessiert die Beiden sind, macht sich sofort bemerkbar: Sie erinnern sich an mich und begrüßen mich herzlich wie eine alte Freundin des Hauses. Hach. Sie sind mit ganzem Herzen Gastgeber, das spürt man an allen Ecken und Enden.
Köstliches aus dem Herver Land: Mein liebevoll serviertes Dinner for One
Nachdem ich beim Besuch damals völlig hingerissen vom Frühstück war, setze ich mich bei diesem Besuch auch am Abend an den Tisch in der schön gestalteten Gaststube. Die Table d’Hôte, ein Menü am Abend, gibt es auf Reservierung, bei der man auch Essensvorlieben und Allergien mitteilt. In La Ferme de Berwausault sollte man es sich nicht entgehen lassen, sich von Isabel und Bernard bekochen zu lassen. Es winken saisonale und regionale Köstlichkeiten, mit Liebe und ohne Chi-chi gekocht und serviert. Nach dem kommunikations- und regenreichen Tag war ich dankbar, dass es zwar zwischendurch immer einen sehr netten Schwatz gab, ich ansonsten aber das Essen allein genießen konnte.
Dass Käse und Sirup aus den Betrieben kam, die ich besucht hatte, fand ich besonders schön. Auch hier wieder das Dorfgefühl: Man kennt und schätzt sich. Ich fühlte mich auf angenehme Weise in der Nachbarschaft herumgereicht und immer gab’s die Empfehlungen voller Wertschätzung untereinander. Ich frage mich, wann ich das zuletzt so erlebt habe.
Das Frühstück war wie beim letzten Mal wieder eine Wucht mit Saft, Joghurt, Marmeladen, Honig und Gelees aus eigener Herstellung, Käse aus dem Umland, und, ach, es war einfach alles famos. Bedauerlich, dass ich keine gute Frühstückerin bin – wer morgens schon ordentlich reinhauen kann, wird in La Ferme de Berwausault selig sein. Mit den anderen Gästen sitzt man an einer langen Tafel und entscheidet selbst, ob und wie viel Kontakt man haben möchte. Meine Gesellschaft war eine Familie, die freundlich und offen, aber auch mit sich selbst beschäftigt waren. Ich konnte mich gut auf meinen Tag vorbereiten.
Schlafen wie eine Königin
Was die Pauquays mit ihren Betten angestellt haben, weiß ich nicht. Was ich weiß: Ich schlafe dort unfassbar gut. Es ist vielleicht die ganze Atmosphäre, der Blick in den liebevoll angelegten Garten und in die umliegenden Hügel, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Es sind sicher auch die großen, bequemen Betten und dass komplett auf künstliche Düfte und Teppiche verzichtet wird. Etwas, das mir etwa in Hotels regelmäßig zu schaffen macht. In einem Kühlschrank findet man als Gast jederzeit und unkompliziert gekühlte alkoholische und nicht-alkoholische Getränke, auch hier fast ausschließlich lokale Produkte.
Von Bernard erfuhr ich übrigens, wie viele Auflagen in Belgien damit verbunden sind, dass sich eine Unterkunft B&B nennen darf. La Ferme de Berwausault ist da gewiss ein Musterbeispiel. Aber wie es auch Anke und Ute, die beiden anderen Herbergsmütter auf #KultourWallonie, regelmäßig erlebt haben: Die B&Bs in der Wallonie haben schon eine ganz eigene Qualität und die Gastfreundschaft sucht ihresgleichen. Wer überdies ein Herz für Gärten hat: Ich habe bisher kein wallonisches B&B erlebt ohne einen schön gestalteten Garten. Das scheint eng zusammenzuhängen: Gastfreundlich sein, Andere bekochen und Gärtnern.
Das B&B La Ferme de Berwausault ist gewiss einer guter Ort, von dem aus man wandernd oder mit dem Rad Touren ins Herver Land machen kann. Auch mit dem Auto, klar. Etwa zur nahegelegenen Blegny-Mine, UNESCO-Weltkulturerbe und ehemaliges Kohlebergwerk. Dorthin sollte mich mein Weg führen. Als ich das Isabel und Bernard erzählte, stellte sich heraus, dass der Vater von Isabel, ein Spanier, einst dort unter Tage arbeitete. Alles ist mit allem und jeder mit jedem verbunden im Herver Land. Sagenhaft.
Nächste Station: Blegny-Mine
Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag noch von der Reise ins dunkle Herz der Erde in Blegny-Mine erzählen – aber wisst Ihr was? Ich widme diesen Beitrag allein Isabel und Bernard und nach Blegny-Mine geht’s dann ein anderes Mal. Einstweilen könnt Ihr Euch ja schon mal die neueste Podcast-Episode von Bonjour Wallonie anhören. Denn darin geht’s zur Zeche von Blegny und Ihr lernt Christa kennen. Sie traf ich und sie hat mir ziemlich begeistert einen Schrecken nach dem anderen eingejagt. 😀
Warum es eine gute Idee ist, langsam in der Wallonie zu reisen, darüber sprach ich übrigens im Podcast von VisitWallonia mit Françoise Hauser: Slow Travelling in der Wallonie.
Transparenzhinweis
Die Reisekosten wurden von Visit Wallonia Deutschland übernommen, und zwar vom 23. bis 26. Mai 2024 inklusive Anreise und Auslagen. Herzlichen Dank für das unkomplizierte und herzliche Miteinander!
Ich müsste hier aus formalen Gründen schreiben, dass meine Meinung unbeeinflusst war und ist, aber spätestens seit der ersten #KultourWallonie bin ich komplett voreingenommen, was die Wallonie und Visit Wallonia Deutschland betrifft. Die Gegend ist eine Wucht, die Leute toll. Sprecht sie gern selbst an, wenn Ihr Fragen zur Wallonie habt. Dort antwortet immer jemand und man merkt, dass sie selbst die Region schätzen, kennen und mögen.
Zusammenfassung der #KultourWallonie im Blog der Herbergsmütter
*Die #KultourWallonie führt uns Herbergsmütter in Kooperation mit VisitWallonia Deutschland auf verschiedenen Routen durch den südlichen und französischsprachigen Teil Belgiens, die Wallonie.
Das B&B von Isabel und Bernard habe ich mir jetzt mal gebookmarkt, denn ich muss ja unbedingt mal ins Herver Land! 🙂
Oh ja, Ute, ein so guter Ort. Man möchte sofort adoptiert werden.