Ich trete vor die Tür.
Novemberdunkel umfängt mich, innen wie außen. Die Agneskirche leuchtet wie im letzten Jahr in tannengrünem Licht, darin schlankes Rot als erste Kerze im Advent. Ich mag das. Der Dichter Ulrich Koch schrieb es am Wochenende ins Internet: Lasst uns ein Licht anzünden, anstatt über die Dunkelheit zu klagen.
Die Wege abseits der sich füllenden Straßen sind noch still. Die Straßenlaternen kommen mir heute besonders hell vor. Vermutlich ist das gar nicht mal so lustig, wenn eine solche Laterne gleich vorm Fenster steht. Sowas lernt man ja beim Zelten: Man sollte sich tunlichst abseits von allem einrichten, was nach Lampe aussieht. Andernfalls liegt man nachts da wie bei Vollmond oder schlimmer.
Die Bänke links und rechts der Allee zeugen von einem gemischtwettrigen Wochenende: Da wurde ausgemistet und nun liegen ausgesetzten Kleidungsstücke und stehen Kartons mit Zeugs herum. Eine Amsel schimpft und zetert. Hat sie Montag oder streunt eine Katze umher?
Die Uhr vorm Oberlandesgericht zeigt seit Wochen zwölf Uhr. High Noon. Nichts mehr mit fünf vor Zwölf. Und es passt so gut zur Lage, ebenso wie die Baustelle drumherum und der Anzugsmann im Uhrenfuss, der untätig die Arme verschränkt und einfach mal abwartet. Die Ampel steht auf Gelb und die Autos geben nochmal richtig Gas, auch Rot stört sie nicht weiter. Warum muss ich nur gerade an die Politik denken?
Am Anleger indes alles ruhig.
Vereinzelt schleppen sich Jogger voran. Ein Binnenschiff nähert sich. Der Mond entfernt sich. Bald ist er für wenige Nächte nur mehr eine elegante Sichel. Geht mir weg mit dem allseits verehrten Vollmond. Ich bewundere den Mond, wenn er als schmaler Bogen am Himmel zu sehen ist. .
Bitte warten.
An der Bettelampel verhungere ich wie üblich. Hier muss der Verkehr fließen und damit ist natürlich nicht der Fuß- oder Radverkehr gemeint. Irgendwann bin ich es leid und ich kreuze die Straße in einer Verkehrslücke. Ich komme am Hotel Viktoria vorbei. Jedes Mal erinnere ich mich an die Nacht, die ich darin vor viele Jahren verbracht habe. Ich unterschrieb meinen Arbeitsvertrag beim O’Reilly Verlag und mein Einstieg war gleich eine gemeinsame Unternehmung. Eine Kegelbahn spielte dabei eine Rolle, was lustig war, aber wir waren wohl alle froh, dass ich nicht fürs Kegeln eingestellt worden war.
Auf der Hundewiese ist noch nichts los. Ein noch tapsiger und dickpfotiger Cocker-Spaniel-Welpe lernt Stillsitzen. Sein blanker Blick saugt sich an mir fest und fragt nach Zuspruch. Es fällt mir schwer, gleichmütig schweigend vorbeizugehen. Aber beim leisesten Laut der Entzückung wäre es wohl sofort vorbei gewesen mit dem mühevollen Bravsein. Ich bewundere stattdessen das Eisstadion, das wie ein Ufo am Rande der Nacht wirkt.
Hu! Hu-hu!
Hu-huuu! Nanu-hu? Haben wir Käuze im Viertel? Aha. Da kommen die Käuze um die Ecke: kniehoch und in bunte Winterjacken gehüllt eilen sie im Geleit ihrer Elternteile in die Kindertagesstätte. Sie reißen ihre Arme hoch, nun, zumindest, soweit die dicken Jacken es zulassen, und flattern damit herum. Lustige kleine Käuze also.
Hoch oben in den Ästen der nun fast laublosen Bäume hängen die Misteln. Wird hier eigentlich auch geküsst? Und warum wird eigentlich unterm Mistelzweig geküsst? Apropos: In der vorerst letzten Folge der Neuverfilmung von Der Doktor und das liebe Vieh gibt es auch Mistelzweige und Küsserei. Daher fielen mir die Misteln überhaupt auf. Übrigens eine sehr schöne Adaption von James Herriots Buch. Es wird mehr geturtelt als in der alten Serie und auch im Buch, aber auf eine nette Weise. Ohnehin sind alle einfach nett zueinander, selbst wenn mal jemand nicht so nett ist. Und Tiere, Tiere gibt es auch (wenn es auch mehr sein könnten). Und Landschaft. Ich möchte, bitte, rasch die nächste Staffel haben. Im Dezember ist es wohl soweit. Solange gucke ich vielleicht nochmal die alte Serie oder lese das Buch.
Kleiderbügel.
Aha. Auch hier wurde ausgemistet. Womöglich ahnen alle, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten wieder viel Zeit zuhause verbringen werden. Auch in unserer Wohnung gibt es entsprechende Aktivitäten, die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Die erhoffte Reise über die Feiertage ans Meer scheint aussichtslos.
Frau Agnes läutet den Tag ein. Kurz nach acht Uhr gibt es immer eine Art spielerisches Pling-plong, eine Art Aufraffgeläut. Ich werde mal Peter fragen, was es eigentlich bedeutet. Die nächste Aufnahme unseres Podcasts steht ohnehin an.
Ich erreiche die Haustür.
Eine Nachbarin fällt mir förmlich entgegen, als wir zur selben Zeit durch die Tür wollen, die eine von außen, die andere von innen. Gelächter. Guten Morgen. Schönen Tag.
Wieder zurück setze ich mich an den neuen gebrauchten Küchentisch, schreibe eine Liste für den Tag und stelle Musik an. Seit Tagen läuft hier wieder alles von Alexis HK rauf und runter. Vor vielen Jahren entdeckte ich ihn durch das Kölner Musiklabel Le Pop für mich.
Ich mag seine wehmütige Musik sehr. Sie hat etwas ungemein Tröstliches, selbst wenn ich nur einen Bruchteil der Texte verstehe.
Deepl hilft:
Wo immer ich oft hingehe, höre ich das Herz schlagen
Von denen, die mich geliebt haben und woanders hingegangen sind
Von denen, die mir die schönen Jahre meiner Kindheit geschenkt haben.
Ich werde zu den Freunden und dem Lachen zurückkehren
Zu den Wurzeln und den Erinnerungen
Ich werde zu den Freunden und dem Lachen zurückkehren
Zu den Wurzeln und den Erinnerungen
Wenn ich alle Horizonte durchquert habe
In Länder gereist bin, die so weit von meinem Zuhause entfernt sind.
Die endlosen Strände und die Wellen der Wanderschaft gesehen habe.
Ich werde zu den Freunden und dem Lachen zurückkehren.
Zu den Wurzeln und den Erinnerungen
Ich werde zu den Freunden und dem Lachen zurückkehren
Zu den Wurzeln und den Erinnerungen
Wenn ich die Berge und Wunder besucht habe
All die warmen Wellen der Sonne gespürt habe
Den ewigen Schnee und die von Leid bevölkerten Wüsten gesehen habe.
Wohin ich auch oft gehe, höre ich die Herzen schlagen
Von denen, die mich geliebt und mich besser gemacht haben.
Von denen, die mir geholfen haben, all meine Hoffnungen zu bewahren.
Ich werde zu den Freunden und dem Lachen zurückkehren.
Zu den Wurzeln und den Erinnerungen
Ich werde zu den Freunden und dem Lachen zurückkehren
Wurzeln und Erinnerungen
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Heute habe ich hier übrigens noch zwei Leseempfehlungen:
Ute schrieb über Museumsschließfächer und Garderoben in Museen.
Friederike ist Journalistin und lebt im Odenwald. In der Idylle. Oder?