Ich trete vor die Tür.
Blick nach rechts, Blick nach links. Alles frei? Komm‘, grünes Wunder. Mein Fahrrad rollt neben mir den kleinen Treppling hinunter. Der Himmel ist ganz Dunst. Hochnebel hängt über der Stadt. Er schimmert gülden. Dort hinten, im Osten, macht sich die Sonne auf ihren Weg. Es ist August. Die Tage werden schon deutlich kürzer. Vorige Woche reisten die Mauersegler ab. Für sie geht es in den Süden, über Frankreich und Spanien nach Afrika. Wehmut erfasst mich. Es ist nun still über der Stadt.
Ich quetsche mich mit dem Fahrrad durch die parkenden Autos auf die Straße und fahre los. Es geht in die Allee und ich fühle wieder die helle Freude, auf diesem Fahrrad zu sitzen. Der Fahrtwind fühlt sich angenehm an auf meinen Wangen. Auf den Wegen und Straßen ist verhältnismäßig wenig los. Es sind noch Schulferien. Am Gericht vorbei, über die Kreuzung in eine ruhige Seitenstraße. Eine Ampel, seit einer Weile sogar mit Radfahrstreifen, um auf den Radweg neben der Rheinuferstraße zu kommen. Auf dem Radweg reges Treiben. Aber die meisten kommen mir entgegen, auf dem Weg zur Arbeit in der Innenstadt. Ich fahre zum Reitstall. Nun geht es auf den Weg an den Rheinauen entlang. Die aufgehende Sonne verwandelt den Strom in Silber. Nebelschwaden hängen über dem Rhein. Dahinter, wie Scherenschnitte, die Bäume am Ufer gegenüber. Das taufeuchte Gras glitzert. Ich halte an und betrachte für einen Moment das Silber im Strom und das Gold im Nebel darüber.
Kein Bild.
Denn mein Mobilgerät liegt auf dem Küchentisch, vergessen und nun ist es auch egal. Über die Brücke. Am Stadtpark vorbei. Ein Tunnel, einer der unappetitlichen Sorte, voller Taubenausdünstungen. Da, an der nächsten Ampel die alte Eiche, deren Wachsen und Werden und Vergehen mir die Jahreszeiten anzeigt. An der Schule vorbei auf den Radweg neben der Bahntrasse. Das emsige Zwitschern der Vögel ist verebbt. Sie sind noch da, ich höre sie rascheln und sehe sie hopsen und flattern. Aber kein lockender Gesang mehr, nur noch hier und da ein Tschilp und Schnick. Das Grün der Bäume ist schon septemberdunkel.
Gegenverkehr am Drängelgitter. Mit Blicken und Nicken und Lächeln regeln wir, wer durch dieses komplett irrsinnige Ding fährt. Ein Stück noch an der Bahn entlang, dann über die Autobahn, wo Stau ist, wie immer. Nun geht es ein Weilchen durch vollgeparkte Wohngebiete. Ein Schild weist auf spielende Kinder hin, aber wo sollen die denn eigentlich hier spielen? Mein Lieblingsstück auf diesem Weg führt mich nun entlang eines Bächleins, der Strunde. Unvermutetes Landleben zwischen den Wohngebieten: Eine Weide mit ein paar Kühen, die sich konzentriert der Nahrungsaufnahme widmen. Geradeaus, über ein, zwei Straßen, rechts, links, am Supermarkt vorbei, rechts, links und schon fahre ich durch das Tor auf den Hof des Reitstalls. Der Misthaufen dampft in der Morgensonne. Das Stroh ist wie Gold, das Heu schimmert silbern. Der Schweiß auf meinen Armen glitzert. Es wird ein warmer Tag. Noch nicht, Herbst.
Wie schön, diese Strecke beschrieben zu sehen – wer an der Haltestelle „Maria-Himmelfahrt-Straße“ aussteigt, und nicht zur Bergisch Gladbacher strebt, findet sich direkt bei den Kühen. Für Gäste immer eine Überraschung – Köln – Großstaft – Kühe …?!
Jau, auf der Schäl Sick ist das möglich.
Danke, liebe Heike. Ja, Du kennst es ja bestens. Einfach schön dort.