Es ist der 12. eines Monats. Hunderte von Menschen dokumentieren unterm Hashtag #12von12 in Blogs, bei Instagram, Twitter und Gottweißwosonstnoch ihren Alltag. Ein Projekt, das es seit Jahren gibt und das dereinst eine Schatzkammer des Alltags für Soziolog*innen sein wird. Gehütet wird es von Caro vom Blog Draußen nur Kännchen. Dort hinterlassen Menschen unter dem jeweiligen Monatsbeitrag ihre Links zu ihrem Blogbeitrag – wie auch ich nachher.
Also, wir reisen zurück zum 12. April. Ein Tag inmitten von Pandemie (immer noch), Krieg (immer noch) und Klimakatastrophe (immer noch). Im Gegensatz dazu ein verblüffend schöner Frühlingstag mit von Leben und Fortpflanzung begeistert singenden Vögeln, emsig die bunter Wäsche raushängende Mutter Natur und lang ersehnter Sonnenwärme.
Sieht heute gar nicht so schlecht aus: Der Mann musste heute extrafrüh auf die Baustelle und ich verschwinde mit einem Kaffee nochmal ins Buch – mein Arbeitstag verlängert sich heute sowieso bis in den Abend. Lese die letzten Seiten von Abbas Khiders sehr gutem Palast der Miserablen. Parallel lese ich ja den Erinnerungsfälscher. Ein neuer Lieblingsautor.
Moin, Tulpen.
Nachdem ich das Käsebrot vom Vorkoster gestern Abend in einer dieser eigenartig künstlich konstruierten Anwendungsbeispielen „aus dem Familienalltag“ irgendwie geschmäht fühlte, verspeise ich es heute morgen bewusst andächtig. Käsebrot, dich beleidigt hier keiner!
Die Wäsche klammt noch und bleibt hängen.
Es sind noch Pilze da! Nun ja, es WAREN Pilze da. Letzte Reste von der Leichlinger Champignonzucht, die es zum Mittagessen mit Pasta in der Heimbürokantine gab.
Ich lese nochmal das schöne Gespräch im ZEITmagazin Wochenmarkt mit der Köchin und Kochbuchautorin Niki Segnit – eine Schwester im Geiste, scheint mir. Kochen ohne Rezept („Intuitiv kochen“) nennt sie „Rezepte mit offenem Ausgang“ und das gefällt mir sehr. Sowieso richtig schön, das Wochenmarkt-Magazin, herausgegeben von Elisabeth Raether.
Auch die Pflanzen auf dem Feuerschutzbalkon bekommen Mittagessen: „Sie hatten Wasser bestellt? Bitte, die Dame, der Herr.“ In der Minze landeten übrigens sprießende Zwiebeln, die nun frisches Grün liefern. Die Kresse freut sich über wärmere Temperaturen und gedeiht prächtig.
Nicht fehlen darf bei #12von12 ein Blick in den Spülesel.
Am Bücherschrank ist immer was los. Als eine der Patinnen habe ich meist einen guten Überblick, wie voll er gerade ist. Heute habe ich eine Handvoll Aussortiertes eingestellt, u.a. die Bicycle Diaries von David Byrne (Talking Heads), der stets sein Klapprad mit auf Reisen und Touren nahm, um damit die Städte besser erkunden zu können. Gute Lektüre, aber einmal reicht. Möge es weitere Leser*innen finden!
Und nun gibt’s ein Vor-Feierabend-Bier, bevor es in die letzte Zoomsitzung des Tages geht.
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Vor sieben Jahren schrieb ich dies hier zu #12von12:
Ein Tag in Köln, ein Tag bei Wibke, ein Tag mit Tulpen, ein Tag mit Büchern und Sonnenschein – so friedlich und nah. so dankbar.
Gleichzeitig ein Krieg und die Pandemie und wir Menschen müssen dankbar sein für eben diese nahen menschlichen Momente.
Danke liebe Wibke fürs teilhaben lassen ????.
Liebe Wibke,
ich musste gleich mal schauen, wie dein 12. April vor zwölf Jahren war und war hocherfreut, der kleinen gestreiften Findelkrake wiederzubegegnen, die dich so lange begleitet hat auf der Suche nach den dazugehörigen Kind, das sie verloren hat. Ich habe deine Findelkraken-Geschichten sehr geliebt. Wie geht es ihr heute? Ich wünsche mir eine Begegnung mit ihr in der Heimkantine. Das wäre toll!
Seit Januar bin ich jetzt auch regelmäßig beim 12 von 12 dabei.
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Kerstin, nun wäre mir doch fast Dein Kommentar durchgeflutscht. Wie schön, von Dir zu lesen! Dem Findelkraken geht es bestens. Er ist nur recht fadenscheinig vom vielen Reisen und daher inzwischen Privatier und Büroleiter im Ruhestand. Sehr herzliche Grüße: Wibke
Ich glaube, ich muß doch die zeitraubende Erwerbsarbeit einstellen – um Deinen vielen Leseempfehlungen angemessen folgen zu können… 😉