Die Wohnungstür klappt.
Herein tritt der Mann, den Arbeitsrechner aus dem Büro unterm Arm. Die Heimbürogemeinschaft ist eröffnet.
Es war im März 2020, als das öffentliche Leben pandemiebedingt zurückgefahren wurde, Schulen schlossen, Menschen aus Großraumbüros in Heimarbeit umzogen und anderen so gut wie alle Aufträge wegbrachen. In der Rückschau erfasst mich etwas Wehmut, denn die erste Reaktion der Gesellschaft war damals Solidarität. Und auch wenn nicht jede Aktion, die Gemeinschaft zu schaffen vermochte, gelungen war, so flammte doch Hoffnung auf, dass man in diesem Geist einen Wandel – Nun ja, aber hier wurde es mir zu klagend. Wenden wir uns Angenehmerem zu: Selbstfürsorge in Form von erfreulichen Mahlzeiten vermochte die seltsam grau-gleichen Tage erheblich zu verschönern. Das mag dort anders gewesen sein, wo Außer-Haus-Arbeit und Familie nebst Heimbeschulung den Alltag bestimmten. Wer auf sich selbst zurückgeworfen wurde, musste sich etwas einfallen lassen. Etwas, das den Tagen Struktur und Sinn gab: Kochen!
Ich eröffnete die Heimbürokantine.
Mein Plan war, jeden Tag um 13 Uhr ein Mittagessen auf den Tisch zu bringen. Neun Wochen lang pflegten der Mann und ich also, gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen. Mir gefiel das gut, denn normalerweise aß ich mittags immer allein und bekochte mich selten so gründlich, wie ich es nun tat. Nach dieser Zeit entschwanden Arbeitsrechner und Mann wieder ins Büro. Ich behielt die Heimbürokantine bei. Seitdem bekoche ich mich unter der Woche und am Wochenende meist aufwändiger für Zwei. Mir fiel auf, dass viel Trostessen dabei war, aufgeladen mit Erinnerungen an Kindheit und Reisen, Gerichte, die mit Trost und Heimat verbunden sind. Geschmack und Geruch bergen und schaffen Erinnerungen. Dann erschien Die Welt auf dem Teller von Doris Dörrie und ich widmete mich für den Diogenes Verlag hier im Blog den sagenhaft schönen Kolumnen ausführlicher. All das ließ mich umso enthusiastischer kochen – und darüber schreiben.
Eins führte zum anderen.
Um es kurz zu machen: Ende September erscheinen Geschichten aus der Heimbürokantine im Hädecke Verlag. Im Buch gibt es mehr Geschichten als Rezepte, was vor allem einen Grund hat: Ich selbst koche äußerst selten nach Rezept. Dass Kochen auch ohne gut funktioniert, improvisiert aus der Lamäng, welche Denkweise dazu gehört und wie Vorlieben und Lieblingsgerichte entstehen, davon erzähle ich. Es gibt durchaus Anleitungen für einfache Gerichte, deren Zutaten sich nach Saison und Verfügbarkeit variieren lassen, dabei aber vom Charakter und der Zubereitung her gleich bleiben. Das sind aber keine klassischen Rezepte mit Zutatenblock und Zubereitungsschritten. Es geht darum, ein Gericht zu verstehen, die Idee zu erfassen, nicht darum, ein Rezept nach genauer Anweisung zu kochen. Das Feld überlasse ich inklusive Versuchsküche den Profis.
Schon beim Einkaufen fürs Kochen geht es in meiner Heimbürokantine um mehr als nur darum, möglichst schnell einer lästigen Pflicht nachzukommen. Der Mensch muss essen. Warum nicht aus etwas, das man ohnehin tun muss, etwas Schönes machen? Kochen mit dem, was da ist und was unkompliziert zu bekommen ist: Das vereinfacht Abläufe in der Heimbürokantine. Ich erzähle im Buch davon, wie ich in der Heimbürokantine vorgehe, was mir wichtig ist, welche Gedanken ich mir mache und insbesondere davon, wieviel Genuss und Freude mit dem Kochen verbunden sein kann. Vom Einkauf bis zum Abwasch, vom Scheitern bis zur Schönheit ist alles drin.
Sich mit sich selbst zum Kochen verabreden, sich im Kochen einfacher, aber abwechslungsreicher Gerichte zu üben und sich dann mit einem hübsch anzusehenden, wohlriechenden Teller an den Tisch zu setzen – ja, das hilft, um auch ungewissen Zeiten etwas abzugewinnen.
Heimbürokantine auf Rädern zum Erscheinen des Buches
Ein solches Ereignis möchte ich selbstverständlich zelebrieren: Am 16. September schwinge ich mich aufs Rad und reise zum Hädecke Verlag im schwäbischen Weil der Stadt. Diese Radreise hat neben der Buchveröffentlichung auch noch einen anderen Grund: Das Feiern eines grünen Radwunders. Mein Weg wird mich auch zur Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe führen, wo ich Halt für Inventing Nature und #JetztKunstPflanzen machen werde. Außerdem statte ich der Buchhandlung Taube in der Schillerstadt Marbach am Neckar einen Besuch ab und treffe unterwegs noch andere freundliche Menschen für gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche. Bis zum 24.9. werde ich unterwegs sein.
Zwei Küchen, ein Gericht: Monatlich im Insta-Live
Jeden letzten Montag im Monat bin ich mit der Heimbürokantine zu Gast im Instagram-Account vom Hädecke Verlag, wo ich mit Julia Graff in einem Insta-Live synchron koche und – wobei das Gespräch über Dies und Das nicht zu kurz kommt. Der nächste Termin ist am Montag, 27. September, ab 19 Uhr.
Alle Folgen kann man bei Instagram nachgucken: Bei Hädecke unter IGTV. Zuletzt kochten wir mit Spitzkohl und Kürbis.
Signierte Exemplare mit Widmung und / oder Illustration?
Wird es geben, und zwar beim Buchladen Neusser Straße in Köln. Hier der Link zur Bestellmöglichkeit, wo Ihr Eure Widmungswünsche eintragen könnt und ob es auch eine Lakritzelei sein darf. Abholung dann im Buchladen oder (portofreier) Versand per Post. Hach, wie aufregend!