Alles dabei haben, was man braucht.
Damit fährt man dann durch die Landschaft, bereitet sich irgendwann ein Nachtlager, isst und trinkt etwas, schläft und am nächsten Tag von vorn. So ähnlich ist das auf Radreisen. Aber eigentlich beginnt eine Radreise, wie viele andere Reisen, viel früher. Mit den Überlegungen, wohin es denn gehen könnte. Mit kritischen Blicken auf das Fahrrad. Mit noch kritischeren Blicken auf die eigene Verfassung und Form. Mit neugierigem Umherstreifen auf unzähligen Blogs und Websites mit Routen, Berichten – und Packlisten.
Vielleicht seid Ihr so neugierig auf unsere Listen wie ich es immer auf die anderer bin?
Listen finde ich ohnehin großartig. Momentan finden sich neben Einkaufslisten, Listen mit den schlimmsten Floskeln, Listen mit Zielen für die #CoronaWanderreisen und Listen mit all den Orten, die ich in Post-Pandemie-Zeiten besuchen will, auch Listen unserer letzten Radreise in den digitalen Notizen. Und zwar Listen, die NACH der Radreise entstanden. Wir hatten die Tasche nämlich kritisch ausgepackt. Denn man packt immer zuviel ein. Wirklich immer. Selbst wenn man so gut wie nichts mitnimmt wie etwa auf unserer minimalistischen Urlaubsvorbereitungstour ins Ahrtal und zurück: Irgendwas hat man am Ende etwas ratlos in der Hand und fragt sich, wie das eigentlich in den Taschen landen konnte. Oft vergisst man das aber, vielmehr verdrängt man das und beim nächsten Mal hat man dasselbe wieder in der Hand.
Wir wollten schlau sein und haben also alle Gegenstände beim Auspacken kritisch beäugt. Nun sind die Listen hier und die der anderen stets nur Serviervorschläge. Jeder hat andere Dinge, auf die man nicht verzichten möchte oder kann. So habe ich zwei recht dicke Bücher mitgeschleppt. Wir waren in Frankreich unterwegs und das Risiko war mir zu hoch, in einer der oft abenteurlich bestückten Campingplatzbüchertauschregale keine passende deutschsprachige Lektüre zu finden. Also, zwei Bücher mussten mit. Ein E-Reader ist keine Option für mich und Ebooks auf dem Mobilgerät waren zwar möglich, aber die Akkuleistung brauchte ich für andere Dinge.
Bevor ich nun unsere Packlisten offenbare, möchte ich voranschicken: Wir sprechen hier von einer Radreise im Sommer. Die Wettervorhersage versprach einigermaßen stabil gutes Wetter. Gut, darauf verlassen sollte man sich nie. Auf eine Hitzewelle folgen gern Gewitter. Und wie stark der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ist, lässt sich nicht immer sicher sagen. Ist man an Flüssen oder in bergigen Gegenden unterwegs, wird es gegen Abend durchaus schon mal kühl. Erfahrungsgemäß empfiehlt sich die berühmte Zwiebelkleidung. Und dass T-Shirts je nach Stoff und Schnitt durchaus zu warm sein können, habe ich dereinst an Hitzesommertagen in Südfrankreich gelernt.
Zivilisiert verwahrlosen
Für alle Eventualitäten muss man dennoch nicht gerüstet sein, wenn man in zivilisierte Gegenden mit einer grundlegenden Infrastruktur reist. Den Osten von Frankreich zähle ich durchaus dazu, selbst wenn manche Gegenden recht verlassen wirkten. Aber auch dort findet sich mindestens einer der großen Supermärkte, in denen es im Falle eines Falles Notbekleidung gibt.
(Nicht nur) Auf einer Radreise hilft es, wenn man einen gewissen Langmut in Sachen Sauberkeit hat. Gerade, wenn man mit dem Zelt reist. Wer gewöhnt ist, jeden Tag glattgebügeltes Blütenweiß-Frischgewaschenes anzuziehen, sich selbst vor dem eigenen Schweiß und Natur vulgo Erde, Staub und Getier ekelt, und jeden Krümel auf dem weißen Wohnzimmerteppich als persönliche Beleidigung empfindet – nun, es gibt soviele Arten zu reisen.
Niemand muss tun, was ihm oder ihr keine Freude macht. Ich habe zwar auch eine Schmerzgrenze, was den Grad der gepflegten Verwahrlosung betrifft, aber solange ich mich abends unter eine Dusche halten kann … (Bei mir hört es dann beim Wildcampen auf.) Aber je höher der Anspruch an Sauberkeit, desto mehr muss man mitschleppen. Wir begegneten nicht vielen Radreisenden, aber nicht wenige waren mit irrsinnig viel Gepäck unterwegs.
Was die wohl alle dabei hatten? Vielleicht einen Kühlschrank, denn … Aber dazu später.
Folgendes hatte ich also in den Taschen und am Körper:
- Klickschuhe (in denen man auch laufen kann)
- Trekkingsandalen (ODER Barfußschuhe)
- Flipflops
- Regenjacke
- Leichte Jacke
- Lange Wanderhose
- 3 Unterhosen
- 2 Paar Socken
- 2 Radunterhosen mit Polster
- 2 Unterhemden
- 3 T-Shirts
- Kurze Schlafhose
- Schlafshirt
- 2 kurze Hosen (Rad! Weit! Taschen!)
- Armlinge
- kleiner Kulturbeutel
- max. 1 Haarspülung/Woche (kleine Beutel)
- leichtes und schnelltrocknendes Trekking-Handtuch
- 2 Bücher
- 1 (Haar-)Seife
- Taschentücher (Stoff)
- Sonnenbrille zum Klemmen auf die Brille
- Dank Hinweis von Ute, weil völlig vergessen: Schminkkram (Kajalstift, Wimperntusche, Lidstrichliner – ohne bin ich kein Mensch)
Der Mann hat seine eigene Liste mit Bekleidung (und ein Buch dabei). Zusammen hatten wir noch diese Dinge zum Wohnen und Kochen dabei:
- Zelt mit Unterlage
- 2 Campingkopfkissen
- 2 Inletts
- 2 Schlafsäcke
- 2 leichte Campingstühle
- 2 Solarpanels (durch die wir fast autark in Sachen Stromerzeugung waren)
- 2 Küchenhandtücher
- 1 Spülschwamm
- Spüli (kleine Pulle)
- Masken
- kleine Einkaufsrucksäcke
- Fahrradschloss
- Stahlseil, um Räder richtig anzuschließen
- Auch wenn nicht benutzt: Zahlenseilschloss, um die Radtaschen für kurze Zeit am Rad anzuschließen
- 6 Wasserflaschen (am Rad)
- 2 Gaskartuschen
- 2 Kaffeetassen
- 2 Klappbecher
- 2 Klappteller (die auch Schneidebretter sind)
- Salz und Pfeffermühle
- Feuerzeug
- Müllbeutel
- 2 Klappschüsseln
- Klappsieb
- 2 Töpfe und Pfanne mit Griff
- Müllbeutel
- 2 Taschenmesser
- 2 Göffel
- Kocher
- Kaffeekanne (Bialetti)
- Kaffee
- Zucker
- Milchkännchen
- Milch*
- Olivenöl
- Tomatenkonzentrat
- Brühe
- Notnudeln (für alle Fälle)
- Klopapier
- Zucker
- Gesässcreme/ Linola
- Mullbinde & Co., Wunddesinfektionsspray, Sprühpflaster, Zeckenzange, Voltaren, Fenistil, sonstige Medikamente
- Sonnencreme
- Rasierer
- Waschmittel
- Wäscheleine (mit Klammern daran)
- Lampen (mit Batterien)
*Zur Milch: Das Kühlungsproblem spreche ich unten nochmal an. Meisten kauften wir zwei Halbliter-Flaschen Milch, von denen eine genau für zweimal zwei Milchkaffee reichte – unsere Frühstücksportion. Mindestens eine Notflasche war meist dabei, falls wir mal keine Einkaufsmöglichkeit fanden. Coronabedingt war das manchmal verzwickt.
Das klingt irrsinnig viel, oder? Ich muss gestehen, dass ich es an jedem Tag als ein Wunder empfand, was alles so in zwei Radtaschen, einen Packsack und in die beiden kleinen Taschen an Rahmen und Lenker passte. Wir hatten jeder etwa 15 Kilo auf dem Rad und waren drei Wochen lang unterwegs. Ich erinnere mich an zwei größere Waschaktionen. Gekocht haben wir einigermaßen regelmäßig. Was auch daran lag, dass die meisten Gastwirtschaften wegen COVID 19 geschlossen hatten. Und dass die Gegend, durch die wir fuhren, meistenteils keine klassische Touristenregion ist oder aus anderen Gründen eine eher mäßige Infrastruktur hat.
Es gibt eine kleine Liste mit Luxusdingen, die nicht notwendig sind, auf die ich aber nicht verzichten möchte:
- Leichter Pulli
- Handcreme
- Senf
Länger ist die Liste mit dem Quatsch. Nicht gebraucht, zuviel oder nicht nachgedacht:
- 3. Unterhemd
- Trekkingsandalen UND Barfußschuhe
- 4. und 5. Unterhose (zumindest in einem warmen Sommer, wo man die Unterbuxe unter der Dusche mal flott auswäscht)
- Streichhölzer (wenn man ein Feuerzeug dabei hat)
- 3. Paar Socken
- Seife zusätzlich (Haarseife wäscht auch Haut!)
- Reinigungstücher (Kosmetikpillepalle)
- Notizbuch (das digitale reicht)
- Desinfektionsmittel
- Kopfhörer
- Mehr als 2-3 T-Shirts (siehe Unterhosen)
- Badeanzug (haha! Ich liebe meinen Badeanzug, hasse es aber, ins Wasser zu gehen)
- Windweste (kommt natürlich aufs Wetter an oder ob es auch in die Berge oder ans Meer geht)
- 2. Wäscheleine/Seil
- Sparschäler
- Korkenzieher
- Weingläser
Moment mal!
Korkenzieher und Weingläser sollen Quatsch sein? In Frankreich? Leider. Ja. Wenn man im Sommer in Frankreich mit dem Fahrrad bei konstant über 30 Grad, tagelang über 40 Grad unterwegs ist, braucht man abends vor allem eins: Kaltes Bier! Rosé wäre fantastisch gewesen, aber es gibt schlicht keine Kühlmöglichkeit. Und wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist eine Pulle Wein am Abend auch nicht ohne …
Vermutlich einer der gewichtigsten Gründe, die gegen eine Radreise (im Hochsommer) spricht: Die mangelnden Kühlmöglichkeiten – und kein Platz, um Wein mit nach Hause zu nehmen. Trösten mussten wir uns nach der Rückkehr mit einem Einkauf bei unserer hiesigen Weinhändlerin, die darüber nun auch nicht traurig war. Und so groß war die Not ohnehin nicht, dass wir nicht jederzeit wieder losfahren würden. Mit den Rädern.
Das Bild illustriert die Hitzewelle ganz schön, finde ich. Hier erreichten wir das Burgund und unser Weg führte uns über weite Felder. Hört Ihr beim Anblick des Bildes ein Grillgeräusch? Nun …
Was bisher geschah:
Mit dem Rad durch den Osten Frankreichs ins Burgund und wieder zurück
Radreise entlang stiller Kanäle und mäandernder Flüsse
Ich finde das total bewundernswet. Ich könnte das nicht. Und die Liste klingt wirklich nach irre viel! Was ich gar nicht wusste, dass es das gibt: schnelltrocknende Handtücher und ich möchte gerne mal einen Klappteller sehen. 🙂 Zweimal stutze ich: Haarspülung?! Und bist Du wirklich ohne Kajalstift gereist?! 😉
Ha! Den Klappteller werde ich dann im nächsten Beitrag präsentieren. Haarspülung, ja, weil ich sonst irgendwann ein seltsames Nest auf dem Kopf habe. Aber mit dem Kajalstift hast du natürlich recht: Das kleine Besteck war auch dabei. Kajalstift, Wimperntusche und Lidstrich. Ohne bin ich ja kein Mensch!
Das kleine Besteck hat sich wahrscheinlich im kleinen Kulturbeute versteckt. 🙂
So war es!
Milch: ich bin inzwischen auf Milchpulver umgestiegen. Das wird auch im Hochsommer nicht schlecht.
Hygiene: ein kleines Stück Alopposeife für die Ganzkörper-Wäsche, einschl. Haare ist leicht und nimmt nicht viel Platz weg.
Abwasch und Handwäsche: geriebene Kernseife. Aber die kann man auch am Stück mitnehmen und nach Bedarf mit dem Messer abschaben. Für den Abwasch habe ich außerdem ein Kupferschwämmchen dabei.
Milchpulver hatten wir dabei. Nach zwei Versuchen habe ich es weggeworfen. Lieber „richtige“ Milch. Soviel Platz darf sein. Wir machen ja kein Bikepacking.
Feste Seife benutze ich auch zuhause, daher wäre was anderes gar nicht in Frage gekommen. Für den Abwasch aber lieber eine kleine Flasche Spüli.
Normalerweise nehme ich für mich alleine einen 0,5 l Frischmilch-Tetrapack, das üblicherweise nach zwei Tagen aufgebraucht ist. Nach ein paar Milchpulver-Versuchen hatte ich dem Pulver jedoch abgeschworen. Da ich aber im Hochsommer nicht auf mein warmes Frühstück verzichten wollte, hatte ich es noch Mal mit einer Sorte aus einem Outdoor-Laden versucht – die im Gegensatz zu den anderen Sorten überzeugte.
Hier bricht sogleich die große Listenlust aus. Auch wenn keine Rad- sondern Autoreise vor mir liegt. Listen sind immer toll. Dankesehr.
Herzlichen Dank, Simone.